Isolde, Prinzessin von Irland, wird von Tristan per Schiff nach Cornwall gebracht. Sie soll Tristans alten Onkel Marke heiraten, den König von Cornwall. Das ist für eine Prinzessin, die vorher mit einem tapferen Krieger verlobt war, schlimm genug. Schlimmer wiegt jedoch, dass ausgerechnet Tristan diese – für Isolde erniedrigende – Übergabe leitet.

Tristan und Isolde kennen sich von früher, und das kam so:

Isoldes Verlobter Morold wurde nach Cornwall geschickt, um das Land zu besiegen. Statt mit Schätzen beladen, kam allerdings nur sein blutiger Kopf zurück. Tristan hat Morold zwar besiegt, aber einen vergifteten Splitter seines Schwertes zurückbehalten, der ihn unheilbar krank werden ließ. Wohl wissend, dass nur Isolde das Gegengift besaß und ihn freiwillig nicht heilen würde, verkleidete er sich als Spielmann Tantris. Isolde fand den Splitter und wollte dem Mörder ihres Verlobten vollends den Garaus machen. Da erwachte Tristan und sah Isolde an. Beide verliebten sich in dem berühmten Augen-Blick ineinander, was Tristan das Leben rettete. Kaum gesund und zurück in Cornwall, schlug er seinem alten Onkel vor, Isolde zu heiraten, damit endlich Ruhe an der Front herrscht. König Marke lebte schon bei dem Gedanken auf, eine junge Frau um sich zu haben – typisch für die Wechseljahre des Mannes. Er selbst mochte die beschwerliche Reise in seinem Alter nicht unternehmen und schickte deshalb Tristan als Brautwerber. Ausgerechnet Tristan!
Erster Akt – Brangäne ärgert sich über Kurwenal
Isolde wird auf das Schiff verfrachtet, hat während der Überfahrt genügend Zeit zum Nachdenken und und ist sauer. Sie erzählt ihrer Vertrauten Brangäne von ihrem Großmut, den der undankbare Tristan ihr mit Verschachern vergilt. Brangäne soll sofort diesen Undankbaren herbefehlen. Die gute Brangäne macht sich auf den Weg zu Kurwenal, dem Vertrauten Tristans. Das artet zu einem Stellvertreterkrieg aus, denn Kurwenal verspottet Isolde überspitzt als Magd für den greisen König Marke. Brangäne kocht vor Wut.
Tristan und Isolde beschließen zu sterben
Als Tristan sich endlich schlechten Gewissens zu Isolde begibt, erzählen sie sich noch einmal die Vorgeschichte – jeder aus seiner Sicht. Damit geht fast der ganze Akt vorüber. Isolde verlangt von Tristan, dass er als Buße für ihre Schmach den Giftbecher trinkt. Tristan nimmt die Strafe an und trinkt aus dem Becher. Isolde sieht mit dem Tod des heimlich Geliebten in ihrem Leben keinen Sinn mehr und will auch sterben. Sie entreißt Tristan den halb vollen Becher und trinkt ihn vollends leer. Beide taumeln. Aber statt in der erwarteten Hölle sind sie im 7. Himmel gelandet. Die gute Brangäneverwechselte – entweder aus Unachtsamkeit oder aus Berechnung – den Todestrank mit dem Liebestrank. Und das genau zu dem Zeitpunkt, als sie in Cornwall ankommen.
Zweiter Akt – Tristan und Isolde im Liebesgeplänkel
Tristan und Isolde treffen sich heimlich im Garten und singen sich gegenseitig Liebeslieder vor – fast über den ganzen zweiten Akt. Am Ende werden sie von König Marke und seinen Vertrauten Melot überrascht. Beide bezichtigen Tristan des Treuebruchs, diesmal König Marke gegenüber. Das veranlasst Tristan zu einer Kurzschlusshandlung. Statt sich mit Melot zu duellieren, rennt er in dessen Schwert.
Dritter Akt – Tristans Monolog
Der schwer verwundete Tristan wird von Kurwenal auf seine Burg gebracht. In seinem Fieberwahn meint er, Isoldes Schiff zu sehen. Er erzählt der imaginären Isolde sein ganzes Leben. Danach stirbt er, und zwar in Isoldes Armen. Leider kam sie zu spät. Ebenfalls per Schiff kommen König Marke, Melot und Brangäne, die dem König gestand, dass sie den Liebestrank mit dem Todestrank verwechselte.
Isoldes Liebestod; das große Sterben
Marke kommt, um Tristan und Isolde miteinander zu vermählen – zu spät. In einem Monolog, das als „Isoldes Liebestod“ in die Musikgeschichte einging, stirbt auch Isolde. Melot und Kurneval haben noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen und bringen sich gegenseitig um. Zurück bleiben König Marke und Brangäne. Über deren weitere Zukunft ist nichts bekannt.
Tristan und Isolde, Oper der großen Dialoge in drei Aufzügen mit Musik und Libretto von Richard Wagner.
Als Vorlage diente dem Komponisten der Versroman Tristan (um 1210) von Gottfried von Straßburg. Die Uraufführung fand am 10. Juni 1865 im Hoftheater München statt.
- Personen
- Tristan (Tenor)
- König Marke (Bass)
- Isolde (Sopran)
- Kurwenal (Bariton)
- Melot (Tenor)
- Brangäne (Sopran)
- Hirt (Tenor)
- Steuermann (Bariton)
- Seemann (Tenor)
♫ Tristan und Isolde in Bayreuth 2009 – 2012: erst öde, dann Kult
Die Oper “Tristan und Isolde” von Richard Wagner in der Inszenierung von Christoph Marthaler – Bayreuther Festspiele 2005 bis 2012
Bayreuther Festspiele 2009 – 4 Jahre nach der Premiere | Sänger, Dirigent, Orchester auf höchstem Niveau
Inszenierung für reine „Ohrenmenschen“

Der Lichtdesigner scheint ein Energiesparer zu sein. Die Bühne schummert die meiste Zeit im Neonröhrenlicht vor sich hin. Selten stehen die Sänger in vollem Scheinwerferlicht. Das ist schlecht für die Augen, aber gut für die Umwelt und den Sekundenschlaf. Es macht sich an den plötzlich hochschreckenden Köpfen quer durch die Reihen bemerkbar.
Ohrenmenschen haben es gut. Sie schließen einfach die Augen und müssen nicht auf die ermüdende Inszenierung von „Tristan und Isolde“ schauen.
Tristan und Isolde – Festspielorchester und Sänger
Dafür genießen sie in vollen Zügen den stimmigen Klang des Bayreuther Festspielorchesters unter der Leitung von Peter Schneider, und die wohlklingenden Stimmen von Robert Dean Smith, Robert Holl, Irene Theorin, Jukka Rasilainen, Ralf Lukas, Michelle Breedt (die auch darstellerisches Talent zeigt), Clemens Bieber und Martin Snell.
Sämtliche Sänger kümmern sich kaum um ihre Mitstreiter auf der Bühne, sondern singen nach vorn, ihren Zuhörern entgegen. Auch König Marke singt seinen Ärger grollend ins Publikum. Robert Holls klangvoller Bass nimmt den ganzen Zuschauerraum ein. Robert Holl singt nicht nur melodiös und wohlklingend, sondern auch gut artikuliert. Seine Worte sind bis in die neunundzwanzigste Reihe zu verstehen.
Sänger als Darsteller
Eine weitere Ausnahme bildet Michelle Breedt als Brangäne. Als einzige entwickelt sie darstellerische Fähigkeiten. Sie mahnt zum Aufbruch, zieht Isolde (Irene Theorin) die Handschuhe an, indem sie sich mit dem Rücken vor sie stellt, ihre schlaffe Hand von hinten schnappt und den Handschuh aufzieht. Mit ihr zusammen wird Isolde spielfreudiger. Jedoch harmoniert ihr virtuoser Sopran hervorragend mit Tristans (Robert Dean Smith) voluminöser Tenorstimme.
Während der Schlussszene im 2. Akt, in der sich König Marke über Tristans Untreue beklagt, stehen Brangäne, Isolde, Marke, Tristan, Melot im Raum verteilt herum, ohne ersichtlich miteinander zu agieren. Es sieht fast so aus, als hätten sie keine Lust mehr.
Optisch unergiebig, dafür ein musikalischer Glanzpunkt. (Wenn mir jetzt jemand erzählen will, dass das vom Regisseur Christoph Marthaler so gewollt war, dann schrei’ ich!)
Tristan und Isolde: Nussbaumfurnier und Faltenrock
Bühnenbild und Kostüme der Oper “Tristan und Isolde” von Richard Wagner – Bayreuther Festspiele 2005 bis 2011
…wie immer bei Anna Viebrock – trist, trister, Tristesse.
Ein großer Raum, fast ein Saal, vielleicht in einem schottischen Castle. Das Steuerrad deutet eher auf einen gediegenen Luxusdampfer hin. Zwischen braunen Wänden in typischer Nussbaumfurnier-Verkleidung stehen Tische mit Wirtshausstühlen herum, anscheinend nur, um immer wieder von Isolde umgestoßen und von Brangäne aufgehoben zu werden.
Neben den Klappstühlen glucken einzelne Ohrensessel, die aussehen wie schon-öfters-bezogen-und-schon-wieder-fällig-zum-Beziehen. Natürlich mit dem Möbelstoff, wie er vor vierzig Jahren topaktuell war. Kein Wunder, denn die Bühnenbildnerin Anna Viebrock ist in dieser Zeit stehen geblieben. Sie bewegt sich weder vorwärts noch rückwärts.
Das gilt auch für die Kostüme.
Anna Viebrock scheint aus dieser Zeit ein Heft mit Burda-Schnitten zu besitzen, aus dem sie sämtliche Bühnenkleidung fertigt. Im ersten Akt, auf der Schiffsüberfahrt, sind es für Isolde und Brangäne „Kaminkleider“, die damals groß in Mode waren. Normalerweise endeten die Röcke unter dem Knie. Kaminkleider dagegen waren lang, aber nicht so elegant wie Abendkleider, sondern eher aus Wolle oder einem warmen Stoff, in den man sich einkuscheln konnte. Kurvenal hüllt sich in einen Schottenrock, ebenso wie Brangäne. Ihr Rock ist lang, sein Rock dagegen kurz.
Im „Garten“ trägt Isolde (Irene Theorin) ein gelbes Kostüm mit einer großen Schleife unter der Brust – ganz Dame. Brangäne (Michelle Breedt) kleidet eine blaugrüne Jacke und Faltenrock – Zeichen für die gut angezogene Sekretärin. Tristan (Robert Dean Smith) tritt auf in der blauer Jacke seines Yachtclubs, mit passendem Abzeichen an der Brusttasche.
Stereotype Ausstattung – Einheitsinterieur
Während andere Bühnen- und Kostümbildner ihre Fantasie ankurbeln, sich durch Opernstoffe, Musik oder Schauplätze anregen lassen, stülpt Anna Viebrock ihre Schlimmer-Wohnen-Vision über jede Handlung, egal in welchem Jahrhundert, Jahrtausend, Land oder Milieu die Oper spielt. Dieses Einheitsinterieur hat zu allem zu passen.
Ein Beispiel dafür, wie weit es jemand mit sparsamer Fantasie und einfallsarmen Wiederholungen bringen kann.
Tristan und Isolde – Bayreuther Festspiele
Musikalische Leitung Peter Schneider
Regie Christoph Marthaler
Szenische Leitung der Wiederaufnahme Anna-Sophie Mahler
Bühnenbild Anna Viebrock
Kostüme Anna Viebrock
Chorleitung Eberhard Friedrich
Dramaturgie Malte Ubenauf
Besetzung 2009
Tristan Robert Dean Smith
Marke Robert Holl
Isolde Irene Theorin
Kurwenal Jukka Rasilainen
Melot Ralf Lukas
Brangäne Michelle Breedt
Junger Seemann Clemens Bieber
Ein Hirt Arnold Bezuyen
Ein Steuermann Martin Snell
♫ Tristan und Isolde als öffentliche Oper für alle
Direkt-Übertragung der Oper Tristan und Isolde, in der Inszenierung von Christoph Marthaler, aus dem Bayreuther Festspielhaus.
In vollen Zügen genießen 30.000 Zuschauer den stimmigen Klang des Festspielorchesters unter der Leitung von Peter Schneider und die wohlklingenden Stimmen von Robert Dean Smith, Robert Holl, Irene Theorin, Jukka Rasilainen, Ralf Lukas, Michelle Breedt, Clemens Bieber und Martin Snell.
Tristan und Isolde – Live aus dem Bayreuther Festspielhaus
Vor Beginn der Vorstellung tritt ein junger Mann ans Mikrofon und klärt das Publikum auf, dass Christoph Marthaler einer der grössten Regisseure sei, die er kennt. Nun ja, er ist noch jung. Marthaler hat seinen Informationen nach die Oper als Kammerstück inszeniert. Wie denn das? Stand etwa das Konzept schon, bevor er die Ausdehnung der Bühne sah?
Wie sieht die Inszenierung auf der Großleinwand aus?
Eine langweilige Inszenierung lässt sich durch Technik nicht retten, aber die filmische Umsetzung hat der Aufführung gut getan. Normalerweise mag ich keine Bühnenstücke, die verfilmt werden. Besonders Opern und Ballette sehe und höre ich nur an ihrem Entstehungsort im Original. Im Theater kann ich selbst entscheiden, was ich mir genauer anschauen möchte – die Hauptpersonen, die Nebenrollen, die Bühne als Totale, die einzelnen Kostüme, meine Lieblingssänger oder die Statisten. Wird ein Bühnenstück verfilmt, entsteht bei mir der Eindruck, entscheidendes nicht gesehen zu haben.
Liebesschwüre – Tristan und Isolde
Bei dieser Tristan-Inszenierung ist es anders. Die Filmaufnahmen verbessern den Gesamteindruck deutlich. Hier sehe ich die Ausschnitte von einzelnen Personen, die mir dadurch fast einen Illusion vermitteln, miteinander zu kommunizieren. Besonders im zweiten Akt: Liebesduette und Liebesschwüre im Garten. Sobald Tristan (Robert Dean Smith) und Isolde (Irene Theorin) in Großaufnahmen gezeigt werden, entsteht die Illusion beim Zuschauer, dass die beiden sich ansehen und miteinander kommunizieren. Auf der Bühne im Festspielhaus singen sie nebeneinander her, ohne sich einen Blick zu gönnen. Sie stehen irgendwo auf der Bühne herum, singen und schauen ins Publikum.
Optisch verbessert – akustisch kein Vergleich zum Original im Festspielhaus.
Tristan und Isolde – umsonst und draußen
Public viewing – Oper auf dem Bayreuther Volksfestplatz – Tristan und Isolde – direkt aus dem Festspielhaus auf die Riesenleinwand.
Sehr gut organisiert. 30.000 Zuschauer fasst der Bayreuther Volksfestplatz, ohne dass sich jemand vorkommen muss wie eine Sardine in der Büchse. Opern-Sympathisanten besetzen die aufgebauten Stuhlreihen vor der neunzig Quadratmeter großen Riesenleinwand und sehen Tristan und Isolde in Überlebensgröße. Hinten und an den Seiten bleibt genug Platz zum Aufstellen mitgebrachter Liegestühle samt Picknickkörben und Klapptischchen.
Restaurant-Pavillons
Sie umrunden den Platz wie die Wachtürme ein römisches Feldlager. Die Opernbesucher genießen kleine Mittagsgerichte wie Pilz mit Kloß, die obligatorische fränkische Bratwurst, Eis, Kaffee und Kuchen sowie Pizza und Döner für diejenigen, die kein kulinarisches Risiko eingehen möchten. Dazwischen Getränkepavillons mit Wasser, Sekt, Wein, Bier und Limo. Unter Schirmen sitzen die Opernfans – Bierbänke und Biertische festlich mit weißen Hussen umkleidet – und genießen sowohl das Essen und Trinken als auch die Musik.
Public viewing – Bessere Technik
Der Klang hat sich deutlich gebessert gegenüber der Vorjahr, als mich das Geschepper noch in die Flucht geschlagen hat. Aber Technik hin oder her – an den Ton eines lebendigen Orchesters in einem Raum von derart hervorragender Akustik wie das Bayreuther Festspielhaus kommt diese Übertragung lange nicht heran.
Im Jahre 2011 hat sich die Tontechnik noch einmal verbessert, siehe -> Lohengrin und Ring für Kinder – Public Viewing der Bayreuther Festspiele 2011
Public viewing – Festspiel-Flair
Fünfzehn, zehn und fünf Minuten vor jedem Akt spielen Blechbläser vor der Leinwand ein paar Motive aus den folgenden Szenen, genau wie die Fanfaren auf dem Balkon des Festspielhauses. Hier hören die Besucher deutlich den Unterschied von Original und Lautsprecher. Dazwischen wird der Zuschauerraum im Festspielhaus eingeblendet. Die Leute nehmen Platz, das Licht geht aus, der Vorhang hebt sich. Kurzweilig, es einmal aus der Bühnenperspektive zu sehen und nicht umgekehrt.
Insgesamt gelungens public viewing, diese neue Art von Oper-schauen
Es ist nicht zu vergleichen mit einem Besuch im Opernhaus, der ja eine gewisse Tradition aufweist wie festliche Kleidung u.s.w. Diese Art spricht ein anderes Publikum an. Ich ziehe das Festspielhaus vor, denn da höre ich den vollen Orchesterklang und die Originalstimmen. Bis jetzt kann keine Technik sie ersetzen.
Werkstatt Bayreuth:
In der von Wolfgang Wagner eingeführten “Werkstatt Bayreuth” nutzen die meisten Regisseure (außer Christoph Marthaler) die folgenden Spielzeiten, um ihre Inszenierung zu verändern. Wie ändert sich “Tristan und Isolde” in der Inszenierung von Christoph Marthaler mit Bühne und Kostüme von 2009, im Laufe der Jahre 2010, 2011/2012?
Tristan und Isolde in Bayreuth 2011 was ist neu?
Was hat sich in dieser Oper in den letzten Jahren geändert? Nix & Nuscht! Das Erfreuliche daran bleibt erhalten. Das hohe musikalische Bayreuth-Niveau der Sänger ist gleich geblieben. Ebenso das Festspielorchester unter der Leitung von Peter Schneider.
Die Interaktion der Sänger untereinander ist gleich geblieben. Siehe-> Tristan und Isolde als öffentliche Oper für alle
Wie zum Beispiel Robert Dean Smith mit voller Stimme und der Beweglichkeit eines Oratoriensängers. Einmal hebt er den rechten Arm, nach langer Pause den linken Arm. Im Liebesduett steht er an der Rampe, ohne auch nur eine Blick auf seine geliebte und entbehrte Isolde (Irene Theorin) zu werfen. Nebeneinander ins Publikum blickend sitzen sie auf den Designerhockern im Garten, den Anna Viehbrock als leeren Raum – bis auf besagte Designerhocker – gestaltet hat.
Kostüme und Bühnenbild sind gleich geblieben. Wahrscheinlich aus der Erkenntnis heraus, dass es hier nichts zu verbessern gibt. Siehe -> Tristan und Isolde: Nussbaumfurnier und Faltenrock
Eines brachte mich zum Grübeln. Warum stieren alle Sänger und die paar Statisten so ausgiebig die Wände an? Warum schleichen sie tastend an den Mauern entlang? Begutachten sie das Wachstum der Schimmelpilze, die den Zuschauern ab der dritten Reihe verborgen bleiben? Hat es etwa einen tieferen Sinn? Wie die Rüstung aus Filz in Schlingensiefs Parsifal, die an Beuys erinnern soll? Folgen diese Bewegungen den Strukturen des Mauerputzes? Ein typisches Verhalten von Autisten – die Rücken zum Publikum sprechen dafür.
Siehe -> Der Hungerkünstler von Georg Elterlein
Um das herauszufinden, werden Festspielbesucher in den kommenden Jahren noch Gelegenheit haben. Es hat nichts damit zu tun, dass die Inszenierung so gut angenommen wurde und deshalb immer wieder gewünscht wird. Der Grund ist weitaus pragmatischer. In den nächsten Jahren spielen Opern mit großer Chorbesetzung – Tannhäuser, Parsifal, Holländer und 2013 eine Neuinszenierung des Ringes. Die Chorsänger brauchen dazwischen ihre Ruhezeiten – deshalb Tristan und Isolde.
Also …dem hervorragenden Festspielchor zuliebe.
Tristan und Isolde, Oper mit Musik und Libretto von Richard Wagner
Aufführung der 100. Bayreuther Festspiele 2011
Besetzung 2011:
Tristan – Robert Dean Smith
Marke – Robert Holl
Isolde – Iréne Theorin
Kurwenal – Jukka Rasilainen
Melot – Ralf Lukas
Brangäne – Michelle Breedt
Junger Seemann – Clemens Bieber
Ein Hirt – Arnold Bezuyen
Ein Steuermann – Martin Snell
Tristan und Isolde in Bayreuth 2012 – allerletzte Vorstellung am 26. August
Als gutes Stimmungsbarometer für eine Vorstellung entpuppen sich Pausengespräche; das gilt nicht nur die aktiven, sondern auch die passiven – mittels langer Ohren.
Fazit: Diese Inszenierung ist Kult!!!
Gelobt werden die „minimalistische Ausstattung“, „… endlich sind die Sänger gut zu hören“, „… müssen keinen Sport auf der Bühne treiben“, „… mit dieser Ausstattung geht es nur in eine Richtung, nämlich bergab“, „… deutlicher kann nicht gezeigt werden, dass Isolde als Königin ausgebootet ist“ …
Mit anderen Worten: Die Oper Tristan und Isolde mutierte im verflixten 7. Jahr zur Kult-Inszenierung der Intellektuellen.
Auch 2012 ist in dieser Inszenierung alles beim Alten, nämlich ->trist –> trister —>Tristan
Die Beleuchtung ist nach wie vor zu dunkel, wie die einnickenden und aufschreckenden Köpfe rings herum beweisen.
Michelle Breed singt und spielt wieder die lebenspraktische Brangäne. Mit ihrem Spiel bringt sie etwas Leben in die extrem statische Inszenierung. Sie verteidigt ihre Herrin gegen den spottenden Kurneval, sie hört Isolde zu und beruhigt sie. Sie räumt den Salon auf, kleidet Isolde ein, die nach ihrem Liebestrank nur apathisch lächelnd daneben steht.
Langsam begreife ich diese entschleunigte Inszenierung. Tristan und Isolde stehen unter Drogen – sie sind vollgetankt, nicht fähig, etwas füreinander zu empfinden. Also müssen sie sich auch nicht anschauen. Warum bin ich nicht ein paar Jahre früher drauf gekommen?
Ansonsten gilt 2012 gilt das Gleiche wie 2011:
Mein Fazit zur Oper “Tristan und Isolde” von Richard Wagner in der Inszenierung von Christoph Marthaler – Bayreuther Festspiele 2005 bis 2012:
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