Eugen Onegin: Die Oper handelt von der Liebe eines jungen Mädchens zu einem oberflächlichen jungen Mann. Während er sein Leben und das seines Freundes zerstört, gewinnt sie an Stärke.
Die Familie – Mutter Larina und Töchter Olga und Tatjana
Olga und Tatjana leben mit ihrer Mutter Larina und der Dienerin Filipjewna auf einem Gut in Russland.
Die romantische Tatjana liest viel und leidet mit ihren Figuren. Die unkomplizierte Olga ist mit dem Schriftsteller Lenski verlobt, der sie seit Kindertagen liebt. Eines Tages bringt Lenski einen Freund mit, der aus der großen, weiten Welt auf sein Gut zurück kam. Onegin ist immer noch geschafft vom tagelangen Sitzen (ohne frische Luft!) am Sterbebett seines Vaters. Tatjana verliebt sich sofort in diesen arroganten Pomadenhengst.
Tatjanas Brief an Eugen Onegin
Am Abend schreibt sie ihm einen langen Brief, den sie während der Nacht immer wieder verbessert. Filipjewnas Enkel überbringt ihn Onegin. Als Tatjana ihn am Abend im Garten trifft, bläht er sich vor ihr auf. Von oben herab erklärt er ihr, das sie nur auf Grund ihrer Jugend in ihn verliebt ist, ohne zu wissen, was das bedeutet. Er jedenfalls verspürt keinen Ehrgeiz für eine Ehe.
Ländliche Tanzfeste
Auf dem großen Ball im Gutshaus (Ballsaal, Festkleider, Tanz) singt der Franzose Monsieur Triquet (Tenor-Solo, meist einer der Höhepunkte) ein Loblied auf die schöne Tatjana. Lenski und Onegin sind ebenfalls eingeladen. Onegin tanzt vorerst nur mit Tatjana, begleitet vom Getuschel der Gäste.
Diese hinterwäldlerische Atmosphäre ödet ihn derart an, dass er dafür seinen Ärger an Lenski auslässt, weil der ihn mit hierher geschleppt hat. Er schnappt ihm demonstrativ Olga vor der Nase weg und tanzt nur noch mit ihr, bevor beide verschwinden.
Onegin und Lenski – Duell im Morgengrauen
Lenski fordert Onegin nach dieser Demütigung zum Duell im Morgengrauen auf. Das war der folgenschwerste Fehler seines jungen Lebens. Denn da Onegin nur provozieren wollte, ohne sich ernsthaft für Olga zu interessieren, ist dieser Preis zu hoch. Schon jetzt steht fest, dass es keinen Sieger, sondern nur einen Besiegten geben wird. Und in der Tat verwandelt dieser sich bald in einen depressiven Alkoholiker.
Onegin beim Ball des Fürsten Gremin
Auf einem Ball (Festtafel, Ballkleider, Balletteinlagen) des Fürsten Gremin sieht Onegin die Herrin des Hauses, Tatjana, wieder. Aus dem kleinen Teenager ist eine selbstbewusste und schöne junge Frau geworden, von ihrem Gatten geliebt und vergöttert, während Onegin ruhelos umherschweift, immer mit Lenskis Schatten im Nacken.
Zu spät für Onegin
Er verliebt sich in sie und denkt mit Schauder an seine Zurückweisung. In einer Aussprache wirft sie ihm vor, sie sehr verletzt zu haben. Auch wenn sie ihn einmal ehrlich geliebt hat, so liebt sie heute ihren Gatten – den Fürsten Gremin – und er sie. Eine Verbindung mit Onegin kommt für sie nicht in Frage, auch wenn er noch so sehr auf den Knien um sie herumscharwenzelt. Sie geht und hört nicht mehr seinen letzten aussichtslosen Aufschrei: „Du bist Mein!“
Wozu auch …Männer!
„Eugen Onegin“, Oper nach dem gleichnamigen Roman in Versen von Aleksandr Puschkin
Personen in der Oper Eugen Onegin
- Larina, Gutsbesitzerwitwe (Mezzosopran)
- Tatjana, ältere Tochter (Sopran)
- Olga, jüngere Tochter (Mezzosopran)
- Filipjewna, Kinderfrau (Mezzosopran)
- Lenski, Gutsnachbar und Dichter (Tenor)
- Eugen Onegin, Gutsnachbar (Bariton)
- Triquet, ein Franzose (Tenor)
- Fürst Gremin (Bass)
- Saretzki, Sekundant (Bass)
- Ein Hauptmann (Bass)
- Guillot, Onegins Kammerdiener (stumme Rolle)
- Chor: Bauern, Beerenpflückerinnen, Festgäste
Eugen Onegin: Aufführungen – Oper, Ballett
Stuttgarter Ballett tanzt Onegin seit 1967
Das Stuttgarter Corps de ballet zeigt sich genau so gut drauf wie die Solisten. Als Landjugend im Kosakenkittel tanzen die jungen Männer übermütig vor Kraft strotzend. Mit hohen und weiten Sprüngen, einer schlägt sogar einen Salto, kommen die Tänzer hereingesaust.
Ebenso stürmisch wird der Tanz beendet mit einem Abgang in die Weiten der russischen Steppe. Tänzer heben im Lauf die Tänzerinnen zum Spagat – sie sehen aus wie Zugvögel, die in Richtung Süden fliegen.
Im Garten
Wie aus einem Bilderbuch sieht der Garten aus, in dem Lenski (Marijn Rademaker) und Onegin (Alexander Jones) die Schwestern Tatjana (Maria Eichwald) und Olga (Anna Osadcenko) antreffen. Die romantischen Bühnenbilder von Jürgen Rose – original von 1965 – sind wie Ausflüge in eine untergegangene Welt. Ein großes Gutshaus, daneben eine Birkenlandschaft. Tatjana sitzt auf einem Korbsofa und liest.
Ihr Zimmer, in der sie ihren berühmten Brief schreibt, hängt voller Spitzen, dazwischen das Himmelbett. In Tatjanas Traum wandelt sich das Licht zum Blaugrau, gespenstisch bis unwirklich.
Ludmilla Bogart als alte Amme mit Doppelkinn zeigt sich als Komödiantin. Sie kontrolliert nicht nur durch abruptes Zurückdrehen, ob Tatjana im Bett liegt. Mit Blickrichtung und Augenrollen zeigt sie, wie wenig sie von Tatjanas Ansinnen hält, Onegin den Brief zu überbringen – Kinder!!
Zum Ball im Gutshaus sind Freunde, Nachbarn und Verwandte eingeladen. Mutter Larina (Melinda Witham) freut sich über jeden jungen Mann – als potenziellem Ehemann ihrer heiratsfähigen Töchter. Alt und Jung tanzen ihre Gesellschaftstänze, obwohl die alten Herren mit Bauch es nicht lange aushalten und zu ihren Sesseln geführt werden müssen – was sie aber nicht davon abhält, sofort wieder eine junge Dame aufzufordern und sich ins Tanzgewühle zu stürzen. Allerliebst sehen sie aus, die schlanken, jungen Tänzer mit Glatze, Kugelbäuchlein, gestreiften Hosen und Gamaschenschuhen. Die Damen in ihren zarten Empirekleidern mit hochgezogener Taille wirken weitaus eleganter.
Ball im Hause von Fürst Gremin
Noch einen Tick nobler geht es zu beim Ball im Hause von Fürst Gremin (Nikolay Gudonov). Selbst in der Oper „Eugen Onegin“ bildet dieser Ball einen der Höhepunkte, in denen das Ballett voll zum Zuge kommt. Elegant, mit stramm stehenden Lakaien vor den Seidentapeten, wirkt der Ballsaal. Taillierte Ballkleider schmücken die Damen, stilisierte Offiziersuniformen die Herren. Getanzt wird nach militärischem Drill – akkurat!
Am Pas de deux der einzelnen Paare lässt sich die Geschichte rekonstruieren, so auch das Verhältnis von Tatjana zu ihrem Ehemann, dem Fürsten Gremin.
Gespenstisch wirkt die Duellszene, mit kaltem Licht, eine kahle Lichtung mit einzelnen kahlen Birkenstämmen, davor Tatjana und Olga. Gekleidet in graue Kleider mit Kopftüchern wie zwei Klageweiber; versuchen sie, Lenski vom Duell abzuhalten.
Stuttgarter Ballett, John Cranko und Marcia Haydée
John Cranko choreografierte dieses Ballett mit der Premiere am 27. Oktober 1967. Damals tanzte Marcia Haydée die Tatjana. Heute tanzt sie die Amme. Den „Onegin“ tanzt das Stuttgarter Ballett bis zum heutigen Tage in der Originalfassung. Bei dieser romantischen Inszenierung lässt sich das Publikum noch immer verzaubern.
Die Handlung des Ballettes hält sich eng an die Romanvorlage von Alexander Puschkin, genau wie die gleichnamige Oper.
Onegin beherrscht die Oper von (fast) vorn bis hinten. Alexander Jones tanzt nicht nur hervorragend, er durchlebt den Onegin vom überheblichen Lackaffen bis zum Schluss, als er sich Tatjana zu Füßen wirft. Anfangs kommt er mit einem gelangweilten Gesicht in das muntere Landleben, von dem er sich distanzieren möchte. Er zeigt mit seinen Soli deutlich, wie elegant, stark und weltgewandt er doch ist – leider imponiert das niemandem. Niemandem, außer der kleinen Tatjana (Maria Eichwald), die er nicht ernst nehmen kann.
Dominiert wird das Ballett von den großen Paartänzen – gelungene Charakterstudien.
Im Tanz zeigen die Paare die jeweilige Stimmung, in der sie sich befinden. Lenski (Marijn Rademaker) und Olga (Anna Osadcenko) springen vergnügt, jung, lebenslustig. In ihrem Pas de deux sind beide gleichberechtigt, verliebt, sorgenfrei und sprühen vor Tatendrang.
Onegin lässt Tatjana links liegen und tanzt seine Soli. Mit machtvollen Sprüngen zeigt er deutlich, wie wenig er von der kleinen Tatjana hält. Zwischendurch erinnert er sich an seine gute Erziehung, reicht ihr immer wieder seinen Arm, beachtet sie aber kaum. Im Gegensatz zu Tatjana, die mit ihren Augen an ihm hängt.
Im Traum, der Tatjanas Brief in Tanz und Pantomime umsetzt, wendet sich das Blatt. Tatjana (Maria Eichwald) wird das Ziel von Onegins Begierde – er wirbt um sie. Ein fast zärtlicher Onegin, eine zarte, elegante, begehrenswerte Tatjana. Ihr Solo zeigt sie als eine verliebte und selbstbewusste junge Frau.
Auf dem Ball in Gutshaus langweilt sich Onegin, obwohl um ihn herum alle fröhlich tanzen. Demonstrativ legt er Karten und kümmert sich nicht um die Anwesenden. Als die Polonaise nach draußen marschiert, möchte er in dem kurzen Moment Tatjana ihren Brief zurückgeben. Sie weigert sich, ihn anzunehmen. Daraufhin zerreißt der sichtlich genervte Onegin den Brief und drückt ihr die Fetzen in die Hand. Auf Tatjanas Entsetzen reagiert er gereizt. Ihn sticht der Hafer. Nur um Lenski zu ärgern, fordert er Olga zum Tanzen auf und tanzt und tanzt immer wieder nur mit ihr.
Olga (Anna Osadcenko) nimmt seine Gefühlsentladung in ihrer Naivität auf die leichte Schulter, denn sie ist sich Lenskis Zuneigung gewiss. Lenski reagiert sauer. Er schmeißt Onegin den Fehdehandschuh hin. Dieser nimmt ihn auf – mehr aus Trotz und Borniertheit als aus Zorn.
Nach einem Zeitsprung von zehn Jahren zeigt sich Tatjana gereift und harmonisch im Tanz mit dem Fürsten Gremin (Nikolay Godunov). Schon die vielen Hebefiguren in ihrem Pas de deux deuten ihr Vertrauen zueinander an. Tatjana vollführt die tollsten Tanzfiguren, während er sie fest und sicher hält. Auf Gremin kann sie sich verlassen. Er lässt ihr die Freiheiten, in denen sie sich entfalten kann. Wie kann eine Partnerschaft, getragen von Fürsorge, Liebe und Vertrauen, eleganter gezeigt werden?
Onegin dagegen zeigt sich mit versteinerter Miene. Auf dem Ball fliegen ihm die jungen Frauen nur so zu – das ist wörtlich zu nehmen. Mit reglosem Gesichtsausdruck absolviert er die kompliziertesten Tanzschritte, ohne eine der Schönen eines Blickes zu würdigen. Vor seinem geistigen Auge sieht er seinen Freund Lenski sterben. Ganz anders reagiert er, als er Tatjana wiedersieht. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wirft er sich vor ihr auf die Füße und bettelt um Verzeihung.
Statt dessen bekommt er seinen Brief zurück – in Fetzen!
Die Musik ist zwar auch von Tschaikowski, allerdings nicht die Musik aus der gleichnamigen Oper. Verschiedene Klavierwerke wurden von Kurt- Heinz Stolze eingerichtet, instrumentiert und genau der Handlung von John Crankos Choreographie angepasst. Das Staatsorchester Stuttgart spielte unter der emotionalen Leitung von James Tuggle sehr farbig und inspiriert.
Choreographie und Inszenierung | John Cranko
Musik | Peter I. Tschaikowsky (Einrichtung: Kurt-Heinz Stolze)
Bühnenbild und Kostüme |Jürgen Rose
Uraufführung | 13. April 1965, Stuttgarter Ballett
Musikalische Leitung | James Tuggle
Staatsorchester Stuttgart
Besetzung am 12. Oktober 2012
Tatjana | Maria Eichwald
Onegin | Alexander Jones
Olga | Anna Osadcenko
Lenski | Marijn Rademaker
Fürst Gremin | Nikolay Godunov
Eugen Onegin – Oper im Stadt-Theater Ulm
Das Leben ist wie ein Baum
Eugen Onegin „Lyrische Szenen“ von Pjotr Iljitsch Tschaikowski im Stadt-Theater Ulm
Oper zum Träumen
Stimmig und romantisch stellt sich die Onegin Inszenierung von Matthias Kaiser im Stadttheater Ulm dar. Musik und Handlung passen zusammen. Erzählt wird die Geschichte nach dem Versroman von Alexander Puschkin. In Bilder umgesetzt wird genau das, was die Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky vorgibt. Sowohl Bilder als auch Musik wirken lange nach, weil beides sich hervorragend ergänzt.
Baum als Symbol des Lebens
Ein riesiger Apfelbaum mit weit ausladenden Ästen und Zweigen, einem dicken Stamm und grossflächig verzweigten Wurzeln als Symbol des Lebens nimmt fast die ganze Bühne (Detlev Beaujean) ein.
Das Mauerblümchen (Kostüme Angela C. Schuett ) Tatjana (Merav Barnea) schreibt den Brief an Onegin (Tomasz Kaluzny) in ihrem Zimmer. Sie beginnt, wenn der Baum von der orangenen Abendsonne bestrahlt wird und endet, wenn das Morgengrauen dämmert.
Vor diesem grün belaubten Baum trifft sich Tatjana mit Onegin, als er sie hochnäsig in ihre Schranken weist und sie als kleines Mädchen abstempelt.
Unter der herbstlichen Blätterkrone feiern Mutter Larina (Susanne Brattaberg), Olga (Gillian Crichton), Tatjana (Merav Barnea), Filipjewna (Martha Dewal) mit dem Gesinde (sanges- und spielfreudiger Chor) ihr Erntedankfest. Monsieur Triquet (Hans-Günther Dotzauer) singt sein Loblied auf die schöne Tati-janna von einem Gartenstuhl als Podest.
Unwirtlich, als Schneelandschaft mit kahlem Baum, von der Wintersonne beschienen, liegt der frostige Schauplatz in der Duell-Szene. Lenski (Marc Haffner) und Onegin (Tomasz Kaluzny) treffen sich auf einer eisigen Lichtung.
Im Ballsaal des Fürsten Gremin (Rúni Brattaberg) dagegen hängt der Baum voller Lichter – wie ein überdimensionaler Kronleuchter.
Fazit: Zum Anschauen, Anhören, Träumen wärmstens empfohlen.
Eine gelungene Inszenierung – einfach schön. „einfach“ im Sinne von nicht kompliziert; nicht verkünstelt; nichts an den Haaren herbeigezogen.
Eugen Onegin – „Lyrische Szenen“ von Pjotr Iljitsch Tschaikowski
nach dem gleichnamigen Versroman von Alexander Puschkin
Stadt-Theater Ulm
Musikalische Leitung: Alexander Drčar
Inszenierung: Matthias Kaiser
Bühne: Detlev Beaujean
Kostüme: Angela C. Schuett
Besetzung am 2. April 2008:
Mit Susanne Brattaberg (Madame Larina), Merav Barnea / Hélène Lindqvist (Tatjana), Gillian Crichton (Olga), Martha Dewal (Filipjewna); Tomasz Kaluzny / Kwang-Keun Lee (Eugen Onegin), Marc Haffner (Lenski), Rúni Brattaberg / Kakhaber Tetvadze (Gremin), Michael Burow-Geier (Saretzki/Hauptmann), Hans-Günther Dotzauer / Rochus Bliesener (Monsieur Triquet)
Überraschen Sie Opernliebhaber mit diesem idealen Opernführer als Geschenk. Der Opernführer „Aida bis Zauberflöte“ bietet eine Zusammenfassung von 55 Opern, die im Kulturmagazin 8ung.info zu finden sind. Ob großformatig mit gut lesbarer Schrift, als handliches Taschenbuch oder praktisches Ebook – dieser Wegweiser ist der perfekte Begleiter für Ihren nächsten Opernbesuch.
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