Zeitlos: Bolero mit Musik von Maurice Ravel, eine Choreographie von Maurice Béjart, getanzt vom Stuttgarter Ballett.
Der „Bolero“ reißt mit!
… reißt allein schon durch die Musik mit; immer die gleiche Melodie. Erst erklingt nur die Klarinette, dann folgen andere Instrumente, dann Instrumentengruppen wie Streicher und Bläser, bis das ganze Orchester spielt. Die Emotionen schrauben sich von selbst hoch. Mit dem Tanz – konkret: mit diesem Tanz – potenziert sich das Erlebnis. Erst eine dunkle Bühne, dann ein kleiner Scheinwerferpunkt genau in der Mitte. Abwechselnd werden Arme, Hände, Kopf, dann der ganze Körper des Solotänzers (mitreißender Friedemann Vogel) angestrahlt. Allmählich kommt der riesige, runde, blutrote Tisch zum Vorschein – eine Bühne im Mittelpunkt der Bühne. Auf ihm tanzt Friedemann Vogel auf einer Stelle – kleine schnelle Schritte – während seine Arme die Bewegungen einer indischen Tempeltänzerin figurieren.
40 junge Männer auf der Bühne
Rechts, links und hinten sitzen auf Stuhlreihen 40 junge Männer, alle mit bloßem Oberkörper und langen, schwarzen Hosen, die Arme auf die Knie gestützt, blicken sie unverwandt zum Mittelpunkt hin – zum Tänzer auf dem roten Tisch. Das hat etwas Sakrales an sich, wie die Anbetung eines indianischen Sonnengottes.
Immer, wenn in der Musik eine neue Instrumentengruppe beginnt, stehen jeweils zwei Tänzer auf, nicken im stampfenden Rhythmus der Musik, tanzen danach um den Tisch herum, immer den Solisten im Blick. Die Reihen auf den Seiten lichten sich. Mehr und mehr junge Männer begeben sich in die Arena zu diesem Initiations-Ritus, als würden sie der Gottheit einer Naturreligion huldigen. Wie Derwische in Trance tanzen sie um die Plattform herum.
Starke Bilder, besonders das letzte.
Die Tänzer bücken sich im Kreis zu dem riesigen, blutroten Tisch, weiten die rote Scheibe mit ihren Körpern aus. Ihre ausgestreckten Arme bilden wie Speichen einen hellen Ring, gefolgt vom Kranz ihrer dunklen Köpfe. Die bloßen Oberkörper formen den äußern hellen Ring. Den Abschluss des dreifarbigen Riesenrades begrenzt ein Wall aus schwarzen Hosen.
Im Schlussakkord springen sie auf und reißen die Arme in die Höhe.
Genau das Zeichen für die atemlos gewordenen Zuschauer, in Jubel auszubrechen.
- 1. Teil CRANKO / VAN MANEN – Drei Choreographen und das Stuttgarter Ballett
- 2. Teil BÉJART – Stuttgarter Ballett tanzt den Bolero
Bolero
Choreographie Maurice Béjart
Musik Maurice Ravel
Licht John van der Heyden
Uraufführung 10. Januar 1961, Théâtre de la Monnaie, Brüssel
Erstaufführung beim Stuttgarter Ballett 21. Juli 1984
Besetzung am 13. Januar 2011 im Staatstheater Stuttgart:
Friedemann Vogel
William Moore , Alexander Jones
Damiano Pettenella , Nikolay Godunov
Musikalische Leitung James Tuggle
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