Musik von Peter Iljitsch Tschaikowski, Choreographie von John Cranko, perfekt getanzt vom Stuttgarter Ballett, opulentes Bühnenbild und Kostüme von Jürgen Rose – in beliebiger Reihenfolge.
Schwanensee, das bedeutet klassisches Ballett mit viel Spitzentanz, Pirouetten, große Sprünge, Pas de deux, Drehung in der Luft. Wenn die Schwäne in ihren weißen Tutus ihre Arme hochstrecken und mit den Händen in eine Richtung schauen, auf den Schwanensee, bedeutet für viele Zuschauer BALLETT überhaupt. Allerliebst tanzen die kleinen Schwäne den Schwanentanz, mit verkreuzten Armen, kleinen Trippelschritten und dem Kopfnicken in verschiedene Richtungen. Die Stuttgarter Ballettkompanie beherrscht die Tanztechniken perfekt.
Nicht nur als Tänzer sind sie gefragt, sondern auch als Schauspieler.
Prinz Siegfried (Friedemann Vogel) enthüllt sich sorglos als junger Spund, der sich gern amüsiert, aber keine Lust zum Regieren zeigt. Am Festtag liefert er einen juchzenden Freudentanz ab, als er in Odile die Schwanenprinzessin wieder zu erkennen glaubt.
Alicia Amatriain tanzt zackig Odiles Triumph, wenn sie Siegfried mit ihren gefährlichen Reizen becirct und auf ihrer Seite weiß. Ebenso zeigt sie Odettes Trauer mit gesenktem Kopf und hilflosen Handbewegungen, als sie vom bösen Rothbart wieder ins Reich der Schwäne gezogen wird und den sterbenden Siegfried allein lassen muss.
Rothbart (Nikolay Godunov) tanzt den Bösen mit stürmischer Energie. Die Schmucksteine auf seinem Harnisch blitzen im Scheinwerferlicht auf, wenn er seine Pirouetten dreht. Seine schwarze Seidenschärpe flattert bei jedem Schritt und Sprung in der Luft weiter nach. Besitz ergreifend hüllt er damit sogar Odile und Odette ein.
Gute Laune besitzen die Landleute, mit denen sich Siegfried vor seinem Geburtstag vergnügt. Besonders tut sich Siegfrieds Erzieher (Mikhail Soloviev) hervor, der gern und viel trinkt und sowohl von den anderen geneckt wird als auch seinen eigenen Schabernack treibt, besonders mit der Haushälterin – eine Milieustudie mit lachenden Gestalten. Die Landmädchen nutzen die Gelegenheit, mit dem Prinzen zu tanzen – und natürlich auch, um ihre Tanzkunst vorzuführen.
Besondere Vorführungen bieten die Delegationen aus vier verschiedenen Ländern, die ihre Prinzessinnen dem Prinzen zur Frau anbieten.
Wiederaufnahme in der Oper Stuttgart am 1. Dezember 2011
Choreographie von John Cranko – ein Klassiker im Ballettmuseum.
1963, also vor fast einem halben Jahrhundert, schuf John Cranko diese wegweisende Choreographie. Bis zur heutigen Spielzeit wird sie unverändert vom Stuttgarter Ballett getanzt. Wer sich um Karten bemüht, liest: „Ausverkauft – evtl. Restkarten an der Abendkasse“
So sehr die Arbeit John Crankos auch gewürdigt wird und so viel dieses Ballett ständig ausverkauft ist…
Es wäre einmal Zeit für eine Neuinterpretation mit heutiger Formensprache und Ausstattung. Das heißt durchaus nicht, dass diese wunderschöne Inszenierung jetzt abgesetzt und eingemottet werden soll – im Gegenteil! Wenn es zwei „Schwanenseen“ zur Auswahl gäbe, würden viele Ballettbesucher sowohl in die klassische als auch die moderne Fassung besuchen, davon bin ich felsenfest überzeugt!
Liebes- und Leidensgeschichte der verzauberten Prinzessin Odette zum Prinzen Siegfried
Foto © Stuttgarter Ballett
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