Roadmovie um einen Reiseschriftsteller, der mit seinen lebendig geschriebenen Reportagen einen Reiseboom auslöst, obwohl er nicht reisen mag und diese Orte noch nie sah. Das holt er unfreiwillig nach.
Die Orte, die er beschreibt, existieren. Er hat sie genauestens recherchiert, wie die Personen, die alle leben oder gelebt haben. W. bringt beide zusammen und lässt sie Abenteuer erleben – ein zeitgenössischer Karl May. Die Abenteuer wirken auf die Leser derart erregend, dass nach einer Veröffentlichung die Anzahl der Reisebuchungen rapide steigt. W. versteht es nicht. Nur Kleingeister kontrollieren seiner Meinung nach, ob die Hotels, Bahnen und Golfplätze auch wirklich vorhanden sind.
W. gönnt sich ein angenehmes Leben in seiner Ostberliner Mietwohnung, die er lediglich verlässt, um in der Bibliothek zu recherchieren, oder in der Vorwende-Kneipe abzuhängen. Mit seinem Leben ist er zufrieden, denn glücklicherweise zählt er nicht zu den Reisenden. Verreisen müssen doch nur diejenigen, die es sich nicht leisten können, daheim zu bleiben. Ein dutzend Reportagen lang geht es gut. Nach der Nordkorea-Reportage fliegt alles auf, weil der nordkoreanische Botschafter protestiert. Von jetzt an gerät sein beschauliches Leben aus den Fugen. Er verletzte die Hauptregel: Wenn einer keine Reise tut, dann darf er nichts erzählen.
Nach einem Unfall mit dem Taxi wacht er mit einem weißen Turban auf dem Kopf in einem weißen Flügelhemdchen in einer noch weißeren Umgebung auf. Der Blick aus dem Fenster zeigt eine unbekannte Dächerlandschaft. Sein telefonisch konsultierter Freund klärt ihn auf, dass es ein Krankenhaus in Kreuzberg sein muss – also außerhalb der ehemals so heimeligen Mauergrenze. Vor lauter Entsetzen darüber läuft er in diesem attraktiven Outfit davon in Richtung Osten. Auf dem Wege kommt er an der nordkoreanischen Botschaft vorbei und beschließt, die Sache persönlich zu klären.
Von dort gelangt der Nichtreisende in diesem Roadmovie noch nach Schanghai und an die Chinesische Mauer. Orte, die er in seinen Reiseerzählungen beschrieben hat. Er stellt fest, dass sie weitaus langweiliger sind als in seinen Erzählungen. Jetzt würde er mit so einem Satz beginnen: „Haben Sie gerade nichts vor? Dann bleiben Sie dabei. Und kommen Sie auf keinen Fall hierher!“
Aufregender als die Orte sind W.s Überlegungen zum Thema Nichtreisen; herzerfrischend die Gründe, die er findet, seine philosophischen Hintergedanken zu formulieren – so wunderbar skurril wie logisch: „Zukunft ist kein Bringdienst. Ihr Service ist miserabel. Im Angebot hat sie meist nicht viel mehr als den Tod“.
An sämtlichen Orten, die er unfreiwillig aufsucht, findet er einen Monitor, in dem ein Feuer brennt. Es wärmt nicht, knistert nicht, es brennt nur. Ebenso die ewig fließenden Flüsse, die immer die gleichen Wege entlang fließen auf dem Monitor, der zwischen eine überdimensionale Fototapete eingebettet ist. Zeitlos langweilig – wie REISEN.
Kein Feuer, das nicht brennt: Roman von Rayk Wieland | Kunstmann (14. März 2012) | EUR 16,95
Roadmovie:
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