Stühle und Sessel und sonstige Möbel spielen in diesen Trickfilmen eine Hauptrolle, wenn auch ganz unterschiedlich. Lustig verbiegen sich die Möbel, die fast menschliche Züge annehmen, winken mit Armen und Beinen, wirken geknickt, geben an wie Gorillamännchen. Im zweiten Trickfilm geht es darum, einen wichtigen, wenn auch defekten Stuhl zu besetzen. Die Ausgewählten werden von ihren Kollegen daran gehindert. Einer schafft es.
Und der Sessel fliegt durchs Fenster von Raimund Krumme, Deutschland 1984
Drei Freunde langweilen sich. Sie beschließen, auf Wanderschaft zu gehen.
Auf den Weg machen sich vorneweg der rote Stuhl, der seine Lehne um die Ecke biegt und mit einem Bein den anderen bedeutet, dass die Luft rein ist. Der gelbe Sessel wackelt mit den Ohren, der grüne Tisch bewegt sich leichtfüßig wie eine Gazelle. Unterwegs treffen sie andere Möbel. Der gelbe Sessel verliebt sich in ein geschwungenes Rokkoko-Fauteuil und weicht nicht mehr von seiner Seite. Vor lauter Liebe wackelt er mit den Ohren und schwingt die Hüften zu ansehnlichen Rundungen.
Die Liebe hat auch den grünen Tisch gepackt. Er möchte unbedingt einem Schrank imponieren. Dabei manderlt er sich auf zwei Beine auf, biegt die Tischplatte und grätscht die Arme wie ein Bodybuilder. Als das dem Schrank noch nicht imponiert, dreht er eine Pirouette und öffnet die Schublade. Es nützt alles nichts. Der Schrank liebt nicht den Tisch, sondern den roten Stuhl, und zwar so heftig, dass er seine Tür aufreißt und ihn damit umarmt.
Zusammengesunken kauert der grüne Tisch in der Ecke wie ein Häufchen Elend. Aber siehe da, schon kommt im Zickzack, wie eine Schlange, ein Teppich gekrochen, entrollt sich, legt sich über den Tisch und streichelt ihn sanft.
Nach verschiedenen phantastischen Abenteuern dieser Art kommen sie glücklich und zufrieden wieder in ihrer Heimatwohnung an.
„Fotel“ von Daniel Szczechura, Polen 1963
Die Kamera sieht senkrecht in einem großen Saal auf leere Stühle – in akkuraten Reihen mit einem Mittelgang.
Männer kommen herein und besetzen sie, bis kein freier Platz mehr übrig bleibt. Vorn auf dem Podium stehen fünf Stühle.Vier Männer mit grünen Häuptern nehmen Platz. Ein Stuhl mit kaputter Sitzfläche bleibt leer. Der fünfte Grünhäuptige kommt von der Seite, zeigt mit dem Pfeil auf einen sitzenden Mann im Saal. Sobald der aufsteht, wird er von seinen Nachbarn wieder auf den Stuhl gedrückt. So geht es einige Male – die Methoden werden immer rabiater. Einer schafft es fast nach vorn, obwohl eine Phalanx von Männern sich vor den Reihen zum Mittelgang aufstellt. In letzter Sekunde schafft es einer aus dem Saal, ihm den Teppich unter seinen Füßen weg zu reißen, bevor er das Podium erreicht. Alle schauen nach vorn und bemerken nicht den Ausreißer, der über Schleichwege von hinten durch die Tür das Podium erreicht und sich auf den kaputten Stuhl setzt. Schon wird der Mann grün wie seine Nebenmänner. Das Publikum, das vorher alles getan hat, um das zu verhindern, applaudiert. Der neue König ist inthronisiert.
Sessel:
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