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♀ 13. Frauenlesenacht in Kirchheim unter Teck

Wieder einmal ist die Stadtbibliothek voll, voll von kontaktfreudigen, wissbegierigen, kulturbegeisterten, lesehungrigen Frauen verschiedenen Alters und Nationen.
Dieser Abend im November ist bereits seit 13 Jahren den Frauen vorbehalten. Das funktioniert bestens mit dem Organisationsquartett vom Pädagoginnentreff.

Helga Weis verlässt Kirchheim aus beruflichen Gründen. Vielleicht wird sie 2013 als Gast dabei sein, denn die Frauenlesenacht birgt Suchtpotenzial.

Traditionsgemäß beginnt der Abend mit Musik – diesmal mit Sofia Neroladakis und Johanna Herdhofer, die sowohl Coversongs als auch eigene Lieder präsentieren. Vollen Erfolg verbuchen konnte die Geschichte vom Märchenprinzen, der sich als Frosch entpuppt. Tja, das kam so mancher Frau bekannt vor 😉

Auch Die wilden Schwestern treffen mit ihren Theatersketchen manchen wunden Punkt.

Nach der regionalen Frauenkultur lesen Frauen aus verschiedenen Herkunftsländern etwas in ihrer Heimatsprache vor – mein persönlicher Höhepunkt in diesen Nächten. Die koreanische Musikerin kam, wie viele Frauen, „der Liebe wegen“ nach Deutschland. Heute ist sie Geigerin im Radiosinfonieorchester von Stuttgart. Die Japanerin wirbt für ihren Japanischunterricht in der Volkshochschule. Ihrer Meinung nach ist japanisch zwar eine schwere Sprache, aber sie selbst eine hervorragende Lehrerin. Also, liebe Frauen (und Männer, die hier mitlesen), lernt japanisch! Es ist auf alle Fälle einmal einen Versuch wert. Urnaa Huber aus der Mongolei lebt mit ihrer Familie in Kirchheim und studiert an der Hochschule für Wirtschaft und Steuerberatung. Damit wiederholt und ergänzt sie ihr mongolisches Studium und wird nach ihrem Abschluss in ihrer neuen Heimat Kirchheim unter Teck arbeiten. Die Italienerin ist hier geboren, fühlt sich zur Hälfte als Schwäbin und betreibt in Kirchheim ein Café, in dem sie italienische Spezialitäten herstellt und serviert.

Fünf Frauen ziehen sich mit ihren Zuhörerinnen in die Bibliotheksecken zurück.

In ihrer Heimatsprache lesen sie eine Geschichte, Roman oder Märchen vor. Etwas für das jeweilige Land entweder Typisches oder was die Leserin begeistert – oder beides. Nach den fremden Klängen in den Ohren der Zuhörerinnen folgt die Übersetzung. Meist artet das in rege Diskussionen aus, denn die Zuhörerinnen interessiert, wie die Frauen in diesem Land leben, wie das Schulsystem aussieht …

Die Portugiesin kommt im Doppelpack mit ihrer deutsch/portugiesischen Tochter.

Die Familien in Portugal und Deutschland sind so zusammengewachsen, dass die Tochter sowohl das portugiesische als auch das deutsche Abitur absolvierte. Mutter und Tochter teilen sich das Vorlesen – obwohl die Mutter ein astreines Schwäbisch schwätzt.

In dem Text geht es um das ewige Warten, für das die Portugiesinnen ein Gen entwickelt haben müssen.

Ansonsten staunen die Frauen über die Unterschiede. Kindergärten und Kinderhorte für Kinder ab sechs Monate gab es schon zu Zeiten der Großmutter, denn alle Frauen in Portugal arbeiten ganz selbstverständlich in ihrem Beruf. Die Schulpflicht endet mit dem 18. Lebensjahr. Damit ist das Bildungsniveau auf einem hohen Stand. Viele Berufe werden im Studium gelernt, im Gegensatz zu unserer praktischen Ausbildung in Betrieben.
Besonders gut gefällt der jungen Portugiesin das Leben in der Öffentlichkeit. In Portugal ist es so warm, dass sich das meiste Leben auf Straßen und Plätzen abspielt. Auf Plätzen wird gegessen, getanzt – eben gelebt.

Um bei der Tradition zu bleiben: Der Abend endet immer mit einer Gutenacht-Geschichte.

In dieser Nacht geht es um die Schwierigkeit eines Mannes, der seiner Freundin etwas Romantisches darbringen möchte und immer noch Hemmungen hat. Dabei ist ihm bei seiner ersten Freundin ein exzellenter Vers gelungen, auf den er immer noch stolz ist.

Nei’gschmeckte:
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