Der Ring des Nibelungen in der Inszenierung von Frank Castorf läuft im zweiten Jahr. Nach der ausgebliebenen Begeisterung bei den Zuschauern wird der Regisseur in diesem Jahr 2014 nicht müde, in Presse, Funk und Fernsehen auf sein verkanntes Genie hinzuweisen.
Zuverlässig genau und transparent bleibt die musikalische Einstudierung des Festspielorchesters unter Kirill Petrenko. Ein Fest für die Ohren.
Zur Erinnerung → ♫ Inhalt / Handlung: Rheingold von Richard Wagner
Rheingold, die erste Oper im Ring, beginnt mit einen neuen Alberich. Oleg Bryjak singt mit kräftig voller Stimme, ist aber nicht ganz so beweglich wie Martin Winkler aus dem Vorjahr.
Die Rheintöchter (Mirella Hagen, Julia Rutigliano, Okka von der Damerau) verhalten sich noch eine Spur ordinärer als im vorigen Jahr. Das mag wohl dem Alter des Regisseurs geschuldet sind. Frauen als Sexdienstleisterinnen werden bevorzugt von Männern in den Wechseljahren auf die Bühne gebracht.
Die Rheintöchter sind während der Oper die ganze Zeit auf der Bühne anzutreffen. Wenn sie nicht real zu sehen sind, werden die Zuschauer über ein Video auf einer großen Leinwand informiert, wo sie sich gerade aufhalten. Ihr Lieblingsplatz ist die Bar. Sobald die Götter aus ihrem Domizil, dem Zimmer über der Tankstelle, verschwunden sind, machen sich die drei auf deren Bett breit, lassen sich vom Faktotum mit verschiedenen Drinks verwöhnen. Wie auch im vorigen Jahr gibt es diese stumme Figur, die über die ganzen Ring in sämtlichen Opern auftritt. Das Faktotum erscheint nicht mehr ganz so aufdringlich wie vorher.
Spielfreudig zeigen sich Donner (Markus Eiche), der immer mit seiner Pistole herumfuchtelt und Froh (Lothar Odinius). Sie versuchen, Freia (Elisabet Strid) vor Fasolt (Wilhelm Schwinghammer) zu schützen, der ein Auge auf sie geworfen hat. Sie nehmen Freia in die Mitte, verpassen aber immer wieder den richtigen Zeitpunkt, um sich an den Riesen Fasold und Fafner (Sorin Coliban) vorbeizuschmuggeln.
Ein paar lustige Szenen ereignen sich während des Orchesterspiels. Die Drei Rheintöchter fahren mit einem Luxusauto samt Chauffeur vor die Tankstelle. Während der folgenden Opern-Zeit hält sich der Chauffeur am Bartresen des Golden Motels fest. In der Schlussszene steigen die Rheintöchter ins Auto, probieren sämtliche Funktionen vom Scheibenwischer bis zum Licht aus, finden endlich den Rückwärtsgang und verschwinden. Gefolgt vom hinterher laufenden Chauffeur.
Die sehenswerten Bühnenbilder (Aleksandar Denić) sind ebenso wie die Kostüme (Adriana Braga Peretzki) gleich geblieben, siehe ♫ Bayreuther Festspiele 2013: “Rheingold” – Die Drei von der Tankstelle
Geblieben sind die Videoeinlagen, die sich im Rheingold nicht bunt, sondern in Sepia abspielen. Trotzdem lenkt es ab. Die Leinwand ist sehr groß und damit für alle sichtbar, im Gegensatz zur Bühne, wo sich einiges sich auf dem Fußboden abspielt. Manchmal werden die gerade Agierenden in Großformat gezeigt; häufiger sehen die Zuschauer, was sich im Inneren des Motels oder in den nicht einsehbaren Räumen ereignet. In Großaufnahme sieht man die Mimik der Beteiligten. Loge (Norbert Ernst), der pfiffige Kleinganove, beobachtet allgegenwärtig interessiert das Geschehen. Fricka (Claudia Mahnke) ahnt Schlimmes in Bezug auf ihren Wotan (Wolfgang Koch), der sich an Erda (Nadine Weissmann) heranschmeißt. In diesem Punkt wird sie Recht behalten, denn nur so konnten die Walküren gezeugt werden. Ohne sie hätte die folgende Oper, die „Walküren“, nicht entstehen können. Dadurch wissen die Zuschauer wieder einmal mehr als die Bühnenhelden.
Bayreuther Festspiele 2014: Das Rheingold von Richard Wagner
Musikalische Leitung – Kirill Petrenko, Regie – Frank Castorf, Bühnenbild – Aleksandar Denić Kostüme – Adriana Braga Peretzki, Licht – Rainer Casper, Video – Andreas Deinert, Jens Crull
Besetzung 2014
Wotan – Wolfgang Koch, Donner – Markus Eiche, Froh – Lothar Odinius, Loge – Norbert Ernst, Fricka – Claudia Mahnke, Freia – Elisabet Strid, Erda – Nadine Weissmann, Alberich – Oleg Bryjak, Mime – Burkhard Ulrich, Fasolt – Wilhelm Schwinghammer, Fafner – Sorin Coliban, Woglinde – Mirella Hagen, Wellgunde – Julia Rutigliano, Floßhilde – Okka von der Damerau
Rheingold:
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Ring des Nibelungen:
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