Rechtzeitig zur großen Kunstausstellung im Berliner Bode-Museum „Köpfe in der Renaissance“ erscheint ein Buch von Svjetlan Junakovic mit eben diesen Portraits – allerdings mit Tierköpfen.
Die berühmte „Dame mit dem Hermelin“ von Leonardo da Vinci.
Sie trägt genau das gleiche Kleid und die gleiche Halskette, hält in ihrem Arm das gleiche Raubtier, sieht aber doch irgendwie anders aus. Vielleicht hat sich schon jemand gefragt, wieso eine Dame ein derart gefährliches Raubtier im Arm halten kann, denn ein Hermelin ist ungefähr so berechenbar wie ein Alligator.
Svjatlan Junakovic kennt die Lösung. Er malt in gleichem Stil statt des Damenkopfes einen Hermelinkopf. Schon ist klar, dass damit eine Mutter mit ihrem Kind gemeint ist. Beide schauen in die gleiche Richtung auf einen Punkt, der außerhalb des Bildes liegt. Das Junge kommt mit dem Oberkörper aus der stoffreichen Kleiderkuhle, schmiegt sich an die Mutter, stützt sich mit seinen Vorderpfoten an ihrem Arm ab. Die Mutter hält schützend die Hand/Pfote über ihrem Kind. Logisch.
Lustig dagegen ist die „Anatomiestunde des Doktor Tulp“ von Rembrandt.
Im Vordergrund eine frisch sezierte Leiche, auf der rechten Seite Anatomieprofessor Doktor Tulp in schwarzem Talar, mit weißem Kragen, weißen Manschetten und schwarzem Hut. In der Hand hält er ein scherenartiges chirurgisches Instrument, mit dem er gerade etwas Blutiges aus der Leiche holt. Dabei blickt er seine Studenten an, die alle an seinen Lippen hängen. Sie tragen den gleichen schwarzen Altar, allerdings mit plissierten Bäffchen. Diese Mode hat sich bis in die heutige Zeit bei Pastoren gehalten.
Statt der nickenden Köpfe schauen Frösche aus den weißen, steifen Krägen. Mit wunderschönen Glubschaugen, die teilweise auch noch in verschiedene Richtungen von der Stirn abstehen. Die breiten Münder drücken Bewunderung aus.
Von Eleganz und Erotik zeugen die drallen Formen in Ingres klassizistischem Gemälde „Die Badende von Valpincon“.
Dieses Rückenportrait des anmutigen Nilpferdes wird noch von dem kleinen geflochtenen Turban unterstrichen – das I-Tüpfelchen als Spitze der dreieckigen Komposition.
Unbedarft, um nicht zu sagen blöde, schauen die beiden jungen Mädchen aus der Wäsche.
Rembrandt malte sie – frisch und unbekümmert zum Betrachter hinschauend – als „Mädchenkopf“ und „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“. Svjetlan Junakovic setzt dafür einen – den Mond anhimmelnden – Frosch und ein ergeben blickendes Schaf ein. Letzteres sogar noch als Titelbild. Das ist gemein!
Tierfreunde erspähen weitere sehr menschlich blickende Tiere: Pinguin, Pavian, Kuh, Löwe, Affe, Nashorn, Schwein, Orang-Utan, Schildkröte, Ziege, Hund, Hase, Adler, Pelikan, Flamingo, Gans, Ente, Huhn, Hahn, Eule und andere Vögel.
Das große Buch der klassischen Tierporträts [Illustriert] | Svjetlan Junakovic (Autor) | Alida Bremer (Übersetzer) | Kunstmann Verlag | EUR 16,90
Tiere:
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