Schmetterlinge bezaubern durch ihre Leichtigkeit und Anmut. Als gefräßige Raupen sind sie weniger beliebt. Doch ohne den Kreislauf vom Ei, zur Raupe, zur Puppe entsteht kein Schmetterling.
Zur Fortpflanzung kleben ihre Hinterteile aneinander.
Der eine schaut nach rechts, die andere nach links – sexy ist was anderes.
Wandernde Gesellen, Vielflieger, Luftreisende, Kilometerfresser.
Sie fliegen 15.000 Kilometer von der Sahara bis fast zum Polarkreis nach Norwegen und wieder zurück – jedes Jahr. Das hat ein Forscherteam herausgefunden.
Nein, nicht nur die Stare und Graugänse tun sich diese weite Reise an, auch die Distelfalter gehören zu den wandernden Gesellen. Dabei traut ihnen wohl niemand eine Reise zu, und schon gar keine über Länder, Meere und verschiedene Klimazonen. Jedes Jahr zur gleichen Zeit finden sie sich an bestimmten Orten ein. In unseren Breiten sind sie plötzlich da, wenn die Disteln blühen. Dann flattern sie von einer Blüte zur anderen, als ob sie alle Zeit der Welt zur Verfügung hätten. Sie saugen den Nektar aus den Blütenkelchen, legen irgendwo ihre Eier ab und sind plötzlich verschwunden.
Die Reise der Distelfalter beginnt in Afrika, führt sie über die Sahara bis nach Spanien. Hier tanken sie sich mit Nektar voll, paaren sich, legen ihre Eier ab und leben danach nur noch kurze Zeit. Die nächste Generation schlüpft nach ein paar Tagen aus den Eiern, durchläuft ein Raupenstadium nach dem anderen, um sich dann zu einem Schmetterling zu entpuppen. Der sofort vollkommen ausgewachsene Schmetterling setzt die Fahrt nach Norden fort. Im Herbst treffen die Enkel oder gar Urenkel der Afrika-Schmetterlinge in Scharen in Norwegens Norden ein, erfreuen Menschen und Blumen und sind ebenso plötzlich verschwunden. Lange war man der Meinung, sie sterben im Herbst bei der Kälte ab. Die irgendwo überlebenden Puppen entfalten sich dann neu.
Wissenschaftler lösten eher zufällig das Rätsel. In Fangnetzen, die in großer Höhe über dem Boden schweben, entdeckten sie neben anderen Insekten auch Distelfalter – auf dem Weg nach Süden. Zerzaust und zerrupft kommen sie in Afrika an, und somit beginnt der Kreislauf von vorn, siehe oben.
Großaufnahmen von Rüssel, Flügel, Augen.
Zwischen den Aufnahmen der flatternden, saugenden, sich entpuppenden Faltern zeigen Schmetterlingsforscher ihre Arbeit. Zu ihren Methoden gehört unter anderem das Jagen mit den großen Schmetterlingscatchern. Diese Bilder kommen schon bei Spitzweg und Wilhelm Busch vor – ein Wiedererkennungseffekt, der ein Lächeln hinterlässt.
Ein bemerkenswerter Dokumentarfilm – von den Bildern fast zu schön, um natürlich zu wirken. Die Kameraführung muss ich nicht extra loben, denn dieser Film erhielt den Kamerapreis des NaturVision Filmfestivals: „Die großartigen Makroaufnahmen dokumentieren winzigste Details, lassen den Zuschauer staunen und sind auch ein Appell, die Vielfalt der Arten zu schützen“. Die Begründung der Jury spricht für sich.
Sex, Lies and Butterflies – Wunderwesen Schmetterling
Österreich 2017 Dauer: 50 min
Regie: Ann Johnson Prum
Produktion: Terra Mater Factual Studios, Wien u.a.
Autor: Janet Hess
Kamera: Mark Carroll, Russell Kaye, Ann Johnson Prum
Schnitt: Jim Isler
Sounddesign: Stefan K. Fiedler
Ton: Robin Klein
Musik: David Mitcham
Sprecher: Dörte Lyssewski
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