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Wie Carl Fredrik Reuterswärd den Knoten im Revolver erfand

Carl Fredrik Reuterswärds Verknotungen haben ihn über die Kunstszene hinaus bekannt gemacht, jedoch auch seine Portraits von prominenten Zeitgenossen bezaubern.

Selbst diejenigen, die mit dem Namen des Künstlers nicht viel anfangen können, kennen eins seiner Werke. Non Violence – „Der Knoten im Revolverlauf“ – machte Carl Frederik Reuterswärd weltberühmt. Dieses Bild entstand nach dem Tode John Lennons, mit dem er befreundet war. Der Beatle John Lennon wurde auf offener Straße erschossen – vollkommen sinnlos. Das Thema mit dem verknoteten Revolverlauf variierte er in den folgenden Jahren – er entwarf Skulpturen, Zeichnungen, Gouachen, Poster, Postkarten, Skulpturen in diversen Größen. Bei der Gelegenheit verknotet er noch Stifte, einen Dirigentenstab, eine Hand, dessen verknoteter Zeigefinger nach vorn zeigt, als wollte er jemanden erschießen…

Schon vorher hat er sich für die Friedensbewegung engagiert. 1976 zeichnete er einen Mann auf einem Hocker. Mit den Füßen ist er an ein Stuhlbein gefesselt, die wiederum an mit den anderen Stuhlbeinen verknotet ist. Um den Oberkörper ziehen sich Schlingen mit Knoten. Die Arme sind lediglich angedeutet. Der Schlips hängt unterm Hemdkragen und darüber – Leere – kein Kopf.

Carl Frederik Reuterswärd erweist sich als ein Meister des Pinsels
Er malt mit Tusche auf einem aufsaugenden Hintergrund – geübt und gekonnt wie die Meister der Fayence. Er setzt die Pinselspitze auf, zieht die Härchen über das Papier, so dass eine dünne Linie entsteht. Dann lässt er den Pinsel auf das Papier fallen und erhält einen dicken Punkt. Hebt er den Pinsel wieder, mündet der Punkt in eine dünne Linie. Bögen, Kreise und Punkte entstehen auf ähnliche Weise. Mit einer Drehung des Pinselstiels malt er einen Bogen oder auch Halbbogen, und zwar exakt. Je nachdem, wie groß der Radius ist, wie schräg er den Pinsel hält, umso größer wird der Kreis. Fast senkrecht gehalten beschreibt der Pinsel einen kleinen Kreis – ein dicker Pinsel einen Punkt.
Das Interessante daran ist, dass auf saugfähigem Papier die einzelnen Pinselhaare als Striche zu sehen sind. Jedes Zittern ist zu erkennen, wenn diese nicht vollkommen rund laufen. Wer diese Technik beherrscht, die langes Üben vorraussetzt, bekommt ein anerkennendes: „Der hat einen Strich“, und zwar einen Strich mit einem Anfang und einem Ende.

Portraits der prominenten Zeitgenossen mit wenigen Strichen gekonnt gemalt
Beeindruckend sind seine Portraits, entstanden 1977 – 1999. Von Man Ray über Meret Oppenheimer, Salvator Dali, Jean Paul Sartre bis hin zu Francis Bacon sind viele Prominente vertreten, mit denen er befreundet war. Verschiedene Techniken wendet er an, mal graphisch, mal flächig oder auch gemischt. Das Charakteristische dieser Personen arbeitet er mit wenigen Strichen heraus. Die Gesichter sind sofort zu erkennen, obwohl sie teilweise nur aus wenigen Pinselstrichen bestehen. Außerordentlich lebendig.
Eine Meisterleistung sind die Trabrennfahrer – mit dickem Pinsel gemalt. Lediglich durch Riesenpunkte, Kreise, Bögen angedeutet, manchmal gar nicht miteinander verbunden, sind die trabenden Pferde mit den Jockeys hinten dran deutlich erkennbar. Bewegung im Bild.

Nach einem Schlaganfall folgt die zweite Schaffensperiode
1989 lähmte ein Schlaganfall Carl Frederik Reuterswärds rechte Hand. Sofort lernte er um auf links, zeichnet weiter mit Kreide – ziemlich krackelig, dafür in der ersten Zeit sehr männlich – erotische Bilder. Den „Strich“ allerdings erreichte er nicht mehr.


Zeitgenössisch: