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Kunsthaus Baselland – Kaleidoskop der Gegenwartskunst

Im Kunsthaus Baselland, einer ehemaligen Fabrik im Areal Dreispitz, erwarten Sie faszinierende Werke zeitgenössischer Kunst. Von einer Kugel aus Damenschlüpfern bis hin zu einem Mosaik mit kritischer Botschaft zu Afrikas Müllimporten – die Ausstellung überrascht und regt zum Nachdenken an. Künstler nutzen die weitläufigen Hallen kreativ, wie Daniela Keiser, die sogar den Fußboden für ihre Kunst nutzt. Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger schaffen einen „Altar des Prekären“ aus weggeworfenen Gegenständen, der für Achtsamkeit plädiert. Tauchen Sie ein in eine Welt voller beeindruckender Installationen und lassen Sie sich von der Vielfalt der Kunst im Kunsthaus Baselland inspirieren.

Kunsthaus Baselland - Kaleidoskop der Gegenwartskunst | Kulturmagazin 8ung.info

Kunsthaus Baselland: Ein Zentrum für zeitgenössische Kunst

Die Werke werden in den riesigen Hallen einer ehemaligen Fabrik im Areal Dreispitz präsentiert, deren hohe Wände eine beeindruckende Kulisse bieten. Schon beim Eintritt in das Gebäude fällt der Blick auf eine außergewöhnliche, überdimensionale Kugel.

Kunsthaus Baselland - Kaleidoskop der Gegenwartskunst - Pipilotti Rist, Chandelier made of underpants Unique
Pipilotti Rist, Chandelier made of underpants Unique

Schlüpferlampe in doppelter Mannshöhe

Was wie ein zerzubbelter Ballon aussieht, entpuppt sich als eine Lampe, und zwar eine besondere. Die einzelnen Segmente bestehen aus soliden Damenschlüpfern. Die Künstlerin Pipilotti Rist ist bekannt als Feministin und beschäftigt sich mit Frauenthemen, die zum Nachdenken anregen sollen.
Ob sie mit dem Lampenschirm die soliden Unterhosen oder die barocken Trägerinnen ins rechte Licht rücken will?
Was – wahrscheinlich sehr Nachdenkenswertes – will sie uns damit sagen?

Kunsthaus Baselland - Kaleidoskop der Gegenwartskunst - Pipilotti Rist, Detail - Chandelier made of underpants Unique, Courtesy of the artist
Pipilotti Rist, Chandelier made of underpants UniqueHöschen im Detail

Zum Glucksen, wenn ich mir – als ein in Ehren ergrautes Mitglied der Letzten-Jahrtausend-Generation – meine „Unaussprechlichen“ anschaue, die jetzt hell erleuchtet da oben hängen. Vielleicht gehört diese Sammlung einer schwäbischen Hausfrau, die String-Tangas kategorisch ablehnte. Und warum? Weil die sich nicht als Putzlappen weiter verwerten ließen. In einem bürgerlichen Haushalt wurde einst alles verwertet; Abfall war ein Fremdwort. Heute verschiffen wir den Müll in andere Kontinente, wie Afrika, weil er uns stört.

Kritische Kunst aus Afrika im Kunsthaus Baselland entdecken

Kunsthaus Baselland - Kaleidoskop der Gegenwartskunst -
El Anatsui Mosaik aus Flaschenbandarolen und anderem Abfall

Jeder andere Künstler würde sich aufregen mit einem: „Behaltet euern Schiet gefälligst für euch, aber lasst unseren Kontinent sauber“.

Kunsthaus Baselland - Kaleidoskop der Gegenwartskunst - Abfall Müll
El Anatsui Abfall von Flaschenverschlüssen im Detail

Nicht so El Anatsui. Er verpackt seine Kritik in ein farbenfrohes Mosaik, wie wir es im Kunsthaus Baselland sehen können. Jedes Teil ist eine Banderole einer Flasche und anderer Abfall. Es erinnert stark an die Muster der Kleider, die der afrikanische Schneidermeister mit deutschem Meisterbrief zeigt. Getreu nach dem Motto: „Wenn dir die Überflussgesellschaft ihren Müll schickt, mach Kunst daraus! “

Kreative Nutzung der Fabrikhallen

Kunsthaus Baselland - Kaleidoskop der Gegenwartskunst - Daniela Keiser, ADER, 2024. Raumvariable Wand-Boden-Installation
Daniela Keiser, ADER, 2024. Raumvariable Wand-Boden-Installation

Die weitläufigen Fabrikhallen bieten den Künstlern viel Platz, den sie kreativ nutzen. Daniela Keiser geht sogar darüber hinaus. Ihr langt der Platz für ihr wandeinnehmendes Gemälde nicht aus, sie malt auf dem Fußboden weiter. Kein Wunder, bei einer aufgeplatzten Ader. Es könnte aber auch Wasser sein, das uns bei der Klimaveränderung einfach davonläuft. Auf jeden Fall ein Hingucker. Das Bild spielt mit dem Touch des Unfertigen. Es sieht ein bisschen nach Atelier aus; nach Wasser, das unten rausläuft.
Eine Interpretation ist der Umgang mit den Ressourcen. Wenn wir zu viel Wasser nutzlos verbrauchen oder irgendwo ein Leck ist, läuft uns das Wasser weg. Und damit auch unsere Lebensgrundlage. Wir können das Wasser nicht wieder einfangen.

„Altar des Prekären“

Kunsthaus Baselland - Kaleidoskop der Gegenwartskunst - Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger, Altar des Prekären, 2024
Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger, Altar des Prekären, 2024

Vom Müll lassen sich auch Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger anregen. Sie fertigen gleich einen ganzen „Altar des Prekären“ mit Dingen, die die Leute weggeschmissen haben. Sie widmen es laut eigener Aussage dem Fragilen, dem Zarten, dem Wachsenden, dem Übersehenem.

Kunsthaus Baselland - Kaleidoskop der Gegenwartskunst - Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger, Altar des Prekären, 2024
Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger, Altar des Prekären, 2024 – Handytraube

Mir kommt es vor wie ein Baum, der sich nach oben hin immer erweitert. Seine Früchte reichen bis unter die Decke. Ein Appell, dass alles seinen Nutzen hat. Wenn auch in einem ganz anderen Zusammenhang, wie diese Traube von Handys zeigt. Oder die Zielscheibe: eine Wäscheaufhängung, an der noch Wäscheklammern stecken, ein aufgerollter Schlauch einer Waschmaschine und zwei Endstücke eines Gartenschlauchs mit Klemme – 16 Zoll. Eine Fürsprache für mehr Achtsamkeit.

Schwebende Papierdrachen

Kunsthaus Baselland - Kaleidoskop der Gegenwartskunst - Drachen

Die Decke eines Raumes nimmt eine ganze Batterie von schwebenden Papierdrachen ein. Sie hängen von der Decke herunter. Jedes ein Unikat für sich. Beim leichten Pusten bewegen sie sich. Genau wie die Bäume vor dem großen Fenster, die je nach Lichteinfall die Farben der Drachen verändern. Ich puste, denn ich spiele gern – auch mit ernster Kunst.
Die Künstlerin, welche die Papierdrachen-Installation geschaffen hat, heisst Joan Jonas.

Und noch ein Riesenwerk hat mich beeindruckt: Meterlange Farbbänder

Kunsthaus Baselland - Kaleidoskop der Gegenwartskunst -

Ein weiteres beeindruckendes Werk besteht aus farbigen Bändern, die aneinander geklebt sind. Die Schleifen mit den feministischen Slogans wurden von Andrea Bowers kreiert. Sie reichen sowohl von der Decke bis zur Mitte als auch vom Boden bis zur Mitte – meterlang! Für mich, die ich zu den zielorientierten Menschen hin tendiere, ist es ein Vergnügen, an dieser Wand entlang zu laufen. Ganz ohne philosophischen Hintergrund, den die Künstlerin sicher mitgeliefert hat.
Künstler machen sich meist mehr Gedanken, als wir in unserem Alltag nachempfinden können. Auch möchten sie etwas aussagen, was viele von uns nicht darin vermuten.

Weiter zu Staunen finde ich noch:

Kunsthaus Baselland - Kaleidoskop der Gegenwartskunst - Spiegelbild

Wo sonst mehrere Bilder aufgereiht sind, ist hier ein einziges zu sehen. Etwas verloren sieht es aus, aber trotzdem wirkungsvoll. Gerade rote und gelbe Linien auf zartgelbem Grund ziehen sich diagonal über die Wand. Das Bild ist in der Mitte gespiegelt. Gerade Wege bilden jeweils ein in sich geschlossenes Dreieck, das sich auf der anderen Seite wiederholt.
Soll das etwa heißen, dass alles so weitergeht wie bisher?
Nur seitenverkehrt?
Ist kein klitzekleiner Ausreißer in Sicht?

Neben meinen Lieblingswerken finden Sie im Kunsthaus Baselland bestimmt auch ihr Lieblingswerk.

Anschauen lohnt sich!

„Zurück zur Natur“ zeigt die Eröffnungsausstellung des neuen Kunsthaus Baselland

LAST DAYS: Rewilding

13.4.  — 18.8.2024

„Rewilding meint daher im Rahmen der Eröffnungsausstellung zweierlei: eine erneute Heimstatt zu geben für dynamischen, kreativen Kräfte, die das Kunsthaus seit Bestehen immer wieder beherbergt hat und die es nun am neuen Ort weiter fortschreiben möchte. Andererseits bedeutet es auch eine Dynamik an einem Ort erneut aufzugreifen, der einst für den Güterumschlag stand und nun als Gebäude in einen gewaltigen urbanen Strukturwandel eingebunden ist.“

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