Museum der Alltagskultur: Nicht nur die Ausstellung handelt von kreativen Erfindungen, sie reizt geradezu, selbst etwas zu erfinden. Fangen wir mit den Zweckfreiesten an.
Und wenn’s schon keinen Sinn hat, dann hat’s wenigstens Unsinn
Geht es Ihnen auch so? Ich liebe (fast) jeden Blödsinn, der mich zum Lachen bringt.
In der Ausstellung sehe ich die Erfindung eines Japaners, der einen Toiletten-Papier-Rollen-Halter-Hut erfunden hat. Eine Erleichterung für Menschen, deren Darmtätigkeit sich verselbstständigt hat.
Geht doch! Immer ein Stück Papier zur Hand
So etwas hätte eine Tübinger Geistesgröße – ein stadtbekannter Philosoph – vor über 150 Jahren gebraucht. Als er durch den Botanischen Garten von Tübingen spaziert, kommt ihm eine seiner genialen Ideen. Die will er möglichst schnell aufschreiben, damit sie der Nachwelt erhalten bleibt. Als er den Gartenarbeiter um ein Blatt Papier bittet, steht dieser stramm und antwortet: „Der Herr Professor können heute auch mal Gras nehmen.“
Das Schöne an Ausstellungen ist für mich, dass es immer Querverbindungen gibt.
Fast alles, was ich sehe, kurbelt irgendwelche Gedankenketten an, die zu anderen Berührungspunkten hinführen. Diese Ausstellung im Museum für Alltagskultur fordert es geradezu heraus.
Lang ist die Liste der kreativen, ideenreichen, originellen, pfiffigen Erfindungen, die mir aus dem Stand heraus einfallen:
Geht doch! 2 schwäbische Tüftler tricksen sich aus.
Zu zweit sitzen sie am Tisch vor ihren Karten. Albert hält sie in der Hand, Hans an einer Apparatur, die er um den Hals hängen hat. Den dritten Mann zum Skat zu finden fällt den beiden Bruddlern schwer, denn bisher haben sie alle rausgeekelt. Für die findigen schwäbischen Käpsele wird nichts zum Problem, siehe Schwäbische Tüftlersonate
Historische Portraits – aus 3 mach 1
„Coding da Vinci“ vernetzt deutsche Museen mit kulturbegeisterten Webentwicklern. Museumsbesucher mit eingebautem Spieltrieb frohlocken. Sie setzen ihre Lieblingsporträts berühmter Meister zusammen, wie es ihnen gerade gefällt. Da schaut der Landsknecht mit den Pausbäckchen eines Babys recht unschuldig drein, siehe Museumsbesucher mit eingebautem Spieltrieb frohlocken
Atmende Erde – Künstler mit Traum sucht Raum
Susumu Shingus Traum ist ein Dorf, das allein durch den Wind lebt und Energie erzeugt. Atmende Erde mit reichlich Wind, seinem absoluten Lebenselixier. Enthalten sein muss unbedingt ein Theater, Café, Blumen und ein Gemüsegarten zur Selbstversorgung, siehe Breathing Earth
Hohe Hacken „high heels“
Blick auf weibliche Schuhe! Mit typisch weiblicher Problematik erregt ein humorvoller Kurzfilm mit Damenschuhen besondere Aufmerksamkeit.
Sehr engen, spitzen Schuhen laufen an einer Schiene Mausefallen voraus, die bei jedem Schritt zuschnappen – wie gut beobachtet, siehe Filmblick auf weibliche Schuhe…
Illusionsmalerei – Wunschbilder auf die Wand gemalt
Es gab in Füssen eine Zeit, in der es verboten war, vor dem Haus Vorbauten oder etwas in die Straße Ragendes anzubringen. Verpönt sind Erker, Säulen, Klappläden …
siehe Vorschrift trifft auf Kreativität
Schwäbische Tüftler erfinden eine Wortuhr
Dabei gibt es die Uhr in über zwanzig Sprachen, sogar in der Sprache, die in the Länd g’pflegt und g‘schwätzt wird. Das Landesmuseum könnte seinem Bildungsauftrag auch entgegengesetzt nachkommen. Es wird Zeit, dass die Nei’gschmeckten endlich schwäbisch lernen.
Dafür ist es bereits zehn nach Dreiviertel zwölfe!
Siehe Warum wird die Zeit in einer – in the Länd – unbekannten Sprache angezeigt?
Was bezweckt eine Maschine? Sie läuft!
Jean Tinguely entwickelte Skulpturen aus abgelegten Mechanikteilen, die sich fortwährend drehen, wenn sie einmal in Bewegung gesetzt werden. Sie sehen aus wie Maschinen, mit dem einzigen Zweck, ständig in Bewegung zu bleiben, siehe Jean Tinguely
Kein Will-und-kann-nicht oder halb nützlich, sondern total nutzlos, also Kreativität pur
Ein Paradebeispiel ist der Elektrisierapparat. Er sieht aus wie eine luxuriöse Puppenküche. Die Funktion ist mir nicht klar, deshalb würde ich die Erfindung als „Männerspielzeug“ abhaken …
siehe Erfindungen – nutzlos
Noch mehr fantasievolle Erfindungen in der Ausstellung „Geht doch! Erfindungen, die die Welt (nicht) braucht„:
Brauchen Sie ein Gebiss mit eingebautem Flaschenöffner???
Romantikerinnen könnten zur Not auch ohne leben, aber warum? Zur blauen (Tee)stunde läßt ein fliegender Teppich in Rosa die Herzen höher schlagen.
Auf einen Blick
Was? Geht doch! Erfindungen, die die Welt (nicht) braucht
Wann? 23. September 2022 bis 11. Februar 2024
Wo? Museum der Alltagskultur – Schloss Waldenbuch, Kirchgasse 3, 71111 Waldenbuch
landesmuseum-stuttgart.de und museum-der-alltagskultur.de
- Museum der Alltagskultur: Manche Erfindungen, wie die Kochkiste, müssen ruhen, bis sie in anderen Epochen zu neuem Leben erweckt werden. Eine große Holzkiste, gefüllt mit Heu. Mittendrin passgenaue Löcher für Kochtöpfe.
- Museum der Alltagskultur: Nicht nur die Ausstellung handelt von kreativen Erfindungen, sie reizt geradezu, selbst etwas zu erfinden. Fangen wir mit den Zweckfreiesten an. Und wenn’s schon keinen Sinn hat, dann hat’s wenigstens Unsinn
- Geht doch! Erfindungen, Innovationen gelten als kreativ und versprechen Verbesserungen im Alltag. Teilweise lösen sie Probleme, die wir vorher nicht hatten. Wer kennt nicht seinen Gerätefriedhof in der Küche?
- Kleine Schätze, die für Einwanderer eine große Bedeutung haben. Sie zeigen die alte Heimat und die neue Heimat. Start der Schausammlung im Museum der Alltagskultur – Schloss Waldenbuch am 29. Mai 2022.
- Ausstellungen 2021 im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart: „Fashion?! Was Mode zu Mode macht “, bleibt noch bis zum Frühjahr 2022 bestehen. Das Museum für Alltagskultur eröffnet – für 2 Wochen im Mai 2021 – ein Pop-up-Museum in Knittlingen und ab November 2021 dreht sich eine Sonderausstellung im Alten Schloss um den guten Geschmack.