Im Buch, im Fernsehen, im Theater – Kommissar Kluftinger ist überall anzutreffen – seit Jahren.
Das Landestheater Schwaben lässt den Allgäuer Kult-Kommissar samt Verdächtigen in der „Rauhnacht“ auf der Bühne lebendig werden. So lebendig wie im Buch? Fans der Regionalkrimis sind gespannt!
Vor der offiziellen Eröffnung ihres Hotels lädt die Wirtin Julia König Gäste ein zu einem Detektivspiel. Als Ehrengast begrüßt sie Kommissar Kluftinger im Kostüm von Hercule Poirot, dem Meisterdetektiv von Agatha Christie – der mit den kleinen grauen Zellen. Kaum sind alle Gäste da, hält ein Schneesturm sie im Haus gefangen. Alles erinnert stark an die „Mausefalle“ von Agatha Christie – und so geht es auch weiter. Zwei eigens engagierte Schauspieler führen den Krimi auf, damit das Detektivspiel losgehen kann. Tatsächlich wird aber einer der anwesenden Gäste ermordet, nämlich Bankdirektor Weiß.
Kommissar Kluftinger vernimmt die Verdächtigen
Und schon stellt sich bei der Vernehmung der einzelnen Gäste heraus, dass alle ihn gut kannten, nicht mochten und ihm alles Schlechte wünschten. Seine Frau hasste ihn, weil er schuld ist an ihrem entstellten Gesicht und dem steifen Bein. Er hat den Unfall verschuldet und ist dabei ohne Verletzung weggekommen. Jetzt erbt sie alles und möchte sich von dem Geld den Luxus leisten, den er ihr nicht gegönnt hat. Das Schauspieler-Ehepaar ist nicht nur für die Darstellung des Krimis zuständig, sondern auch unter sich zerstritten. Als Schauspieler können sie aber nach außen den Schein wahren. Ihr einziger Sohn ist bei dem Unfall – verursacht durch Bankdirektor Weiß – ums Leben gekommen.
Die junge Reporterin Alexandra Gentler wurde eingeladen, um in der Lokalpresse über dieses Spiel zu berichten und damit die Werbetrommel anzukurbeln. Sie hatte mit Weiß ein Verhältnis. Allerdings wollte sie mehr als er. Gregor Eckstein beschuldigt Weiß, sein Leben, seinen Ruf und seine Finanzen ruiniert zu haben. Eckstein besetzte vor ihm den Posten des Bankdirektors. Julia König hat sich finanziell stark verausgabt. Sie verdankt Bankdirektor Weiß einen hohen Kredit, ist aber auf sein Wohlgefallen angewiesen. Ihr Mann Klaus ist ihr keine Stütze, denn er hält sich nur an der Flasche und am Rotweinglas fest.
Am Ende des Stückes werden alle zusammengerufen
Für jede einzelne Person baut Kluftinger einen Tathergang samt Motiven auf, um dieses Motiv wieder zu verwerfen oder zu relativieren, bis zum Schluss nur noch der/die Mörderin übrig bleibt, auf die vorher kein Verdacht fiel. (the same procedure than … Agatha lässt grüßen)
Kommissar Kluftinger ist Kult!
Warum? An dem Stück, dieser platten Agatha-Christie-Adaption, kann es wohl nicht liegen, dass dieser Krimi so erfolgreich ist. Es liegt vielmehr an den Typen – und die gibt es hier reichlich. Köstlich zeigt sich Peter Hölscher als der ewig angedudelter Ehemann der Hotelwirtin; wenn er seine Bemerkungen dazwischen ruft, mit denen keiner rechnet; wenn er sich verausgabt, die wirre Perücke abnimmt und sich den Schweiß von der Glatze wischt, um die Perücke noch unpassender aufzusetzen. Jessica Wall als Femme fatale der Lokalnachrichten besticht durch ihre Mimik und Gestik, die die Männer glaubhaft dahinschmelzen lässt. Auch der lange Blick in Richtung einer bestimmten Person, mit dem sie zeigen will, wen sie für den Mörder hält, geht unter die Haut. Ihre geschmeidige Figur mit dem katzenhaften Gang, das männliche Opfer nicht aus ihrem Blickfeld lassend, spricht Bände. André Stuchlick als Kluftinger mimt den immer ruhigen Kommissar, der alles sieht, miteinander kombiniert und dessen größtes Vergnügen das Essen ist. Der Duft der Kässpätzle ließ wohl bei einigen Zuschauern das Wasser im Munde zusammen laufen. Sein genussvolles essen samt dem Kampf mit den Käsefäden vielleicht weniger. Michaela Fent spielt glaubwürdig die rachsüchtige Frau, die den Verlust ihres Kindes nicht verkraften kann, die aber als Schauspielerin immer wieder in ihre Rolle zurückfindet. Anke Fonferek gibt eine gute Hotelwirtin, die kaum etwas – auch kein Mord – aus der Ruhe bringen kann. Immer nett und freundlich versorgt sie ihre Gäste mit Kaffee und Vitaminen.
Fridtjof Stolzenwald hat als Doktor Martin Langhammer etwas zu dick aufgetragen. So überkandidelt kann keine glaubwürdige Figur sein. Katharina Puchner als nicht trauernde Witwe, Mario Lohmann als genervter Schauspieler und Ehemann und Helwig Arenz als der miesepetrige Exbankdirektor vervollkommnen diese Welturaufführung (O-Ton Landestheater Schwaben).
Ein kurzweiliger Abend.
Rauhnacht
Nach dem Krimi von M. Kobr und V. Klüpfel Bühnenfassung von Walter Weyers
Landestheater Schwaben
Inszenierung: Walter Weyers
Bühne und Kostüme: Sabine Manteuffel
Regieassistenz: Christin Alexandrow / Carina Gerwig
Besetzung am 7. Dezember 2010:
André Stuchlik – Kommissar Kluftinger
Fridtjof Stolzenwald – Dr. Martin Langhammer
Anke Fonferek – Julia König
Peter Höschler – Klaus Anwander
Katharina Puchner – Franziska Weiß
Mario Lohmann – Frank Rieger
Michaela Fent – Constance Rieger
Helwig Arenz – Georg Eckstein
Jessica Wall – Alexandra Gertler
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