Colours – International Dancefestival in Stuttgart, zeigt Musik und Tanz. Live auf der Bühne – gesungen, gespielt und getanzt von Musikern und Tänzern. Wohltuend! Wieder aktive Musiker auf der Bühne.
Franz Schuberts Winterreise, gesungen von Tenor Hans Jörg Mammel.
Die Winterreise handelt von Einsamkeit, Kälte, unerwiderter Liebe.
Als wohnsitzloser Wanderer kommt Hans Jörg Mammel singend über die Bühne, füllt den Saal mit seiner kräftigen Stimme, besticht mit genauer Aussprache und Textverständlichkeit. Jedes Wort der einzelnen Lieder ist klar und deutlich zu verstehen.
In einem Lied passen Inhalt und Tanz wunderbar zusammen.
Ein aufgeblasener, durchsichtiger Plastikbunker – ohne sichtbare Fenster oder Tür – steht mitten auf der Bühne. Er ist gefüllt mit Tänzern, die herauszukommen versuchen. Erschöpft bewegen sie sich in Zeitlupe. Bei Versuchen, sich gegen die Wand zu drücken, werden sie im Fluge aufgehalten – immer kurz vor der Trennwand.
Vereinzelt bilden sie Pyramiden, versuchen vergeblich, mit ausgestreckten Armen die Decke zu erreichen. Mit ihren Körpern erschaffen sie Treppen, über die ein Gefangener steigt und abstürzt. Vergebliche Mühe.
Im Gegensatz zum Liedtext treten sie nicht in einer Schneewüste auf, sondern in einem schwül-heißen Raum, in dem der Erstickungstod droht. Hier können die Zuschauer an diesem Tropentag mühelos mitleiden.
„Sacre du Printemps“ von Stravinski – Klavierduo Grau/Schumacher – Ensemble Circa.
Im zweiten Teil zeigt das Ensemble Circa Akrobatik zur Ballettmusik „Sacre du printemps“ von Igor Strawinsky, gespielt vom Klavierduo Grau/Schumacher. Der Flügel steht hinten auf der Bühne, im Vordergrund die Tanzfläche. Die beiden Musiker sind die ganze Zeit gegenwärtig. Ihr voller Klang erfüllt den Raum.
Circa-Tänzer zeigen Tanzakrobatik.
Mit bis zu drei Personen übereinander bilden sie Pyramiden, die immer wieder in sich zusammenfallen. Sie nehmen Anlauf, bleiben an einem Mittänzer kleben oder springen über ihn/sie hinweg.
Dabei verfolgen sie ihren eigenen Rhythmus, der selten mit der Musik zusammenpasst. Sie sind viel zu beschäftigt, um auf die Musik zu hören. Ihre ganze Konzentration stecken sie in die nächste Nummer.
Strawinski schrieb „Sacre du Printemps“ als Ballettmusik.
Die Musik enthält viele Stellen, die Choreografen für ihre Schrittfolgen nutzen. Nach den Pausen setzen neue Schrittfolgen ein. Sowohl bei den Tönen als auch bei den Pausen sind Tanzensemble und Klavierduo eher zufällig zusammen. Beide Kunstformen laufen nebeneinander, ohne sich zu stören oder zu ergänzen.
Die Zuschauer hatten die Wahl.
Entweder sie verfolgten die Akrobatik im Vordergrund, oder sie hörten auf die fantastische Musikdarbietung. Beides zusammen war schlecht möglich.
Ein gutes Beispiel für ein friedliches Nebeneinander zweier Darstellungsweisen.
COLOURS INTERNATIONAL DANCE FESTIVAL in Stuttgart
Ensemble Circa aus Brisbane/Australien
- Juli 2019 im Theaterhaus Stuttgart
Choreographie // Choreography: Yaron Lifschitz & das circa Ensemble
Musik // Music: Franz Schubert, Klara Lewis, Igor Strawinsky Performed by the Circa Ensemble
Musiker*Innen // Musicians: Klavierduo Grau/Schumacher; Tenor: Hans Jörg Mammel
Regie & Bühnendesgin // Direction & Stage Design: Yaron Lifschitz
Lichtdesign // Lighting Design: Yaron Lifschitz & Richard Clarke
Kostümdesign // Costume Design: Libby McDonnell
Assistenz Kostümdesign // Assistant Costume Designer: Anna Handford
Technische Leitung // Technical Director: Jason Organ
Requisiten // Props: John Blake
Produktion // Producer: Danielle Kellie
Colours – Internationales Tanzfestival in Stuttgart
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