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☛ Untergang des Römischen Reiches – was bleibt in der Gegenwart bis heute?

Das Römische Reich ist unter gegangen. Vieles davon ist übrig geblieben in unserer Sprache. Als Gebäude, als Erfindung als Technik hat es seine Spuren hinterlassen.

Campingstühle nach altrömischem Vorbild

Mein Lieblingsstück dieser Ausstellung. Ein Klappstuhl!

Trier, Landesmuseum, Ausstellung "Untergang des Römischen Reiches", Klappstuhl schematisch
So sieht der Klappstuhl aus, wie ihn die römischen Damen gerne nutzen

Von diesem Stuhl ist noch das Skelett erhalten. Rohre mit einer Kette als Stopper, einfach zum Zusammenklappen. Der Stoff ist nicht mehr vorhanden.

Trier, Landesmuseum, Ausstellung "Untergang des Römischen Reiches", Klappstuhl
Klappstuhl, teilweise erhaltenes Gestell

Ich tippe auf Brokat, kunstvoll bestickt, vielleicht mit Wappen. Diese Stühle sind bei den römischen Damen beliebt. Ob sie bei den Spielen, die der allgemeinen Belustigung dienen, immer hin und her getragen werden? So können die Damen ihre Lieblings-Gladiatoren aus nächster Nähe betrachten, sie anfeuern und untereinander ihre Fachkenntnisse austauschen.
So ähnlich ist es auch heute. Allerdings bestehen die Streben aus leichtem Aluminium, bezogen mit gestreiftem Markisenstoff. Bekannt unter dem Namen Campingstuhl. Die Funktion ist die gleiche. Wenn sich Sieglinde aus Halle, Chantalle aus Bochum und Maria aus Deggendorf auf einem italienischen Campingplatz treffen, können sie die Stühle leicht hin und herrücken. Immer mit dem ungetrübten Blick auf die Brennpunkte des Geschehens. Bei Kaffee und eingetuppertem Kuchen vertrauen sie sich gegenseitig ihre unauffälligen Beobachtungen an – zu ihrer gemeinsamen Belustigung.

Villa – Traum der Häuslebauer

Den lateinischen oder italienischen Wörtern wird nachgesagt, dass sie kompliziert sind. Die Älteren kennen noch den Spruch, der früher an jeder Rostlaube klebte: „Eigentlich wollte ich ja einen Lamborghini, aber ich konnte das Wort nicht aussprechen.“
Nun ja, das Wort Villa ist zwar nicht schwierig auszusprechen, für den heutigen Häuslebauer jedoch gilt die Umkehrung: „Eigentlich wollte ich eine Villa, aber Reihenhausmittelsegment klingt viel anspruchsvoller.“

Fußbodenheizung – heiße Luft statt Wasser

Trier, Landesmuseum, Ausstellung "Untergang des Römischen Reiches", Ziegelsteine für die Hypokausten
Ziegelscheiben, die in der Fußbodenheizung die Wärme speichern

Wo sich in den deutschen Häusern ein Keller befindet, um Kartoffeln und Kohlen einzulagern, erstreckt sich in den alten römischen Villen ein Labyrinth aus Ziegelsteinen. Hier finden nicht etwa Mäuserennen statt. Am Eingang des Labyrinths steht eine Feuerstelle, deren heiße Abgase in Schlangenlinien durch die Hohlräume unter den Fußböden des Hauses hindurch laufen, bis sie abgekühlt am Anfang wieder rauskommen. Die Ziegel speichern die Wärme und sorgen für mollig warme Fußböden.
2.000 Jahre später geht dieses Prinzip in die Fußbodenheizungen der 70er-Jahre-Bungalows ein. Statt Ziegelsteinen werden mit Wasser gefüllte Heizschlangen im Boden verlegt. Und siehe da, die Bewohner kommen morgens schneller in die Puschen.

Wasserleitung – wieder entdeckt

Trier, Landesmuseum, Ausstellung "Untergang des Römischen Reiches", Wasserrohr aus Blei
Bleirohre, Teil einer Wasserleitung

Wasserrohre aus Blei sorgen für fließendes Wasser in den römischen Villen. Dass Blei ein giftiges Material ist, das die Intelligenz-Entwicklung bei Säuglingen und Kleinkindern beeinträchtigt, war damals noch nicht bekannt. Einige Experten meinen sogar, dass die Bleivergiftungen mit zum Untergang Roms beigetragen haben.
Andererseits: Die Berliner Wasserleitungen bestanden von Beginn an aus Bleirohren, also seit 100 Jahren. Berlin ist zwar noch nicht untergegangen, aber vielleicht sagt das etwas über die Intelligenz der Berliner aus.

Formulare und Dokumente – wer kennt sie nicht?

Insbesondere, was Formulare (Anträge, Vordrucke, Fragebögen) anbelangt, haben wir Deutschen uns hervorgetan. Wir haben zwar das Wort von den Römern übernommen, zur Vollendung haben wir es ganz allein gebracht, um nicht zu sagen: verinnerlicht. Da macht uns so leicht keiner was vor.
Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare.

P.S. → Post Scriptum → Nachschrift
Wir dokumentieren (belegen, beurkunden, beweisen) nicht mehr so viel, seit wir Monitoring (Beobachtung, Überwachung) betreiben.

Untergang des Römischen Reiches: Was ist in Trier übrig geblieben?

Einst war Trier einer der Mittelpunkte des Römischen Reiches. Nach dem Untergang blieben vor allen Dingen noch die Gebäude erhalten. So solide gebaut, dass sie selbst den Touristenströmen noch trotzen können.

Gut erhaltene Konstantin-Basilika

Gleich alt oder noch älter ist die Konstantin-Basilika, die jetzt als evangelische Kirche genutzt wird.

Trier, Landesmuseum, Ausstellung "Untergang des Römischen Reiches", Konstantin-Basilika heute
Konstantin-Basilika, evangelische Kirche in antiken Gemäuern

Total leer, ohne Bilder, rein zur Meditation. Selbst die Kerzen unweit des Altars dienen reiner Meditation. Durch ihre Schlichtheit passt die neue Orgel hervorragend in das Kirchenschiff hinein.

Trier, Landesmuseum, Ausstellung "Untergang des Römischen Reiches", Konstantin-Basilika mit Glaskunst
Glasbild in einer Nische der Konstantin-Basilika

Etwas aus der Art gefallen ist das Glasbild in Kreuzform, ein bunter Fleck am Eingang.

Trier, Landesmuseum, Ausstellung "Untergang des Römischen Reiches", Konstantin-Basilika im Originalzustand
Konstantin-Basilika im Originalzustand

Das könnte eine Verbeugung an die Urform der Basilika sein. In ihrem Urzustand war die Basilika bunt, farbenfreudig, lebensfroh.
Der jetzige Zustand bietet einen Blick auf den Grundplan.

Porta Nigra – schwarzes Tor – Wahrzeichen von Trier

Trier, Porta Nigra
Porta Nigra, das „schwarze Tor“, von der Seite gesehen

Die Porta Nigra steht fest auf den Mauern, die die Jahrhunderte übrig gelassen haben.
Anscheinend kommt die Schwärze nicht nur von der Luftverschmutzung und den Autoabgasen der letzten 100 Jahre, sondern schon aus der Römerzeit. Zur Freude der Stadtverwaltung – somit ist die Reinigung kein Kostenfaktor. Denn aufgrund dieses Namens ist diese Sehenswürdigkeit dem Sandstrahlgebläse entkommen. Wer weiß, welche Farbe da zum Vorschein gekommen wäre. Vielleicht Grau?
Ob ein graues Gebäude genau so viele Besucher angelockt hätte? Bei Regenwetter und grauem Himmel könnte es sich unsichtbar machen.
Das wäre eine Sensation. Mensch stelle sich vor, wie die Fotografen bei Schietwetter zuhauf herumlungern, um das ultimativ beste Foto auf Instagram zu posten – grau in grau.

Trier, Porta Nigra, etwas zerbeult
Porta Nigra ächzt unter den Tourismusströmen

Kein Wunder, dass das Tor in die Knie geht.
Ebenso zerreißt es auch den Bildungstouristen, für den die Porta Nigra die erste von 17 Stationen ist auf dem Antikenweg, den m/w/d unbedingt bewältigen muss.

Ich möchte niemanden auf dumme Gedanken bringen, aber wie wär’s mit einem Farbenwechsel?

Im Sommer Porta Rubra (wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt)
Im Winter Porta Alba (weiß wie Schnee auf den Dolomiten – vor der Klimawende)
Im Herbst …

Mehr Info zum „Untergang des Römischen Reiches“ vom 25.6. bis 27.11.2022 in Trier

Meine Highlights der Ausstellungen zum „Untergang des Römischen Reiches“

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