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♫ Inhalt / Handlung: Der Rosenkavalier – Oper von Richard Strauss

Der Rosenkavalier – Richard Strauss nimmt mit seiner komischen Oper  den alten Adel mit seinen extravaganten Moralvorstellungen und Dünkeln, ihren Geldnöten sowie die neureichen DazugehörenWoller auf die Schippe.

Komödie für Musik (op. 59) von Richard Strauss, Libretto von Hugo von Hofmannsthal.

1. Akt – Der Rosenkavalier im Schlafgemach der Feldmarschallin.

Rosenkavalier: Silberne Rose - voll aufgeblüht

Octavian (17 Jahre jung) findet sich nach einem Faschingsball im Schlafzimmer der Feldmarschallin Fürstin Werdenberg (ungefähr doppelt so alt) wieder.
Oktavian ist unsterblich in die Feldmarschallin verliebt. Eine Männerstimme vor der Tür könnte die Ankunft des Feldmarschalls bedeuten, entpuppt sich aber als der ungehobelte Ochs von Lerchenau. Octavian kann nicht so schnell verschwinden, zieht sich ein herumliegendes Kleid über, setzt sich ein Häubchen auf und knickst dem Besuch zu, der meint, als Vetter der Marschallin  jederzeit Einlass zu bekommen.

Kaum im Schlafzimmer der Feldmarschallin, fällt ihm sofort das Mädchen auf. Mit seiner plumpen Art versucht er, mit ihr anzubandeln. Dass sie sich ziert, macht ihn nur heiß, während die Feldmarschallin sich amüsiert.
Dabei kam Ochs ursprünglich her, um über die Feldmarschallin einen Verwandten zu finden, der nach einem alten Brauch der Braut im Auftrag des Bräutigams eine silberne Rose überbringt.
Er reiste extra nach Wien, um sich hier herabzulassen, gnädigerweise die Tochter des reichen Emporkömmlings Faninal zu heiraten, der mehrere Häuser besitzt und um dessen Gesundheit es schlecht bestellt ist. Die Feldmarschallin schlägt übermütig Octavian als Rosenkavalier vor – ein Vetter von beiden in dieser weitläufigen Familie – der als Mädchen Marie verkleidet dem Ochs gerade den Kopf verdreht.

Währenddessen findet auch der allmorgendliche Empfang im Schlafgemach mit einem durcheinander an Bittstellern, Intriganten, Sängern… statt, je nach Fantasie der Regisseure, Kostüm- und Bühnenbilder ein Fest für die anwesenden Sehleute.

Wieder allein, verfällt die Feldmarschallin in Depressionen. Sie sieht ihr Alter und den Tag kommen, an dem Octavian sich in eine jüngere Frau verliebt. Octavian verspricht ihr, so etwas NIE zu machen.

2. Akt – Sophie und Oktavian kommen sich näher

Sophie wartet mit ihrer Zofe Jungfer Marianne Leitmetzerin auf die Ankunft des Rosenkavaliers.
Sie hat sich auf ihre Ehe vorbereitet und kennt die neue Verwandtschaft auswendig. So imponiert sie mit der Kenntnis sämtlicher Vornamen Octavian. Spätestens da funkt es bei ihnen. Der Ochs stört nicht nur die beiden, sondern benimmt sich auch gründlich daneben. Er behandelt sowohl Sophie als auch deren Vater herablassend – wie eine Ware, die er einkauft. Sophie weigert sich, ihn zu heiraten, was aber den Ochs nicht stört: „Wird schon kommen über Nacht…“
Octavian wird die Plumpheit zu bunt, und um Sophie zu beschützen, die sich zu ihm flüchtet, fordert er den Ochs zum Duell heraus. Der Ochs stellt sich so ungeschickt an, dass Octavian ihn mit dem Degen den Arm aufkratzt, was der Ochs zum Anlass nimmt, sich wie ein schwer verletzter Sterbender zu benehmen, bis Faninal alle hinausschmeißt. Dem Ochs wird ein Brief von Marie (Octavian in Mädchenkleidern) zugespielt, in dem sie ihn zu einem Rendezvous bittet.

3. Akt – Showdown im Wirtshaus – Ochs wird vom Pech verfolgt

In einem Nebenzimmer eines kleinen Gasthauses treffen Octavian und seine Diener Vorbereitungen für das Rendezvous von Marie <–> Ochs.

Neben einem großen! Bett steht ein Tisch, an dem Marie und Ochs tafeln. Während des Essens gehen alle möglichen Fenster und Luken auf, zu denen ein Geist, Gnom, Teufel herauslugt. (Und wieder dürfen die Bühnenfachleute alle Register ziehen, um dem Publikum zu imponieren.) Es kommt sogar eine Frau – die sich als Ochsens Gemahlin ausgibt – mit drei Kindern, die sich an ihn hängen und „Papa, Papa“ rufen. Ochs fühlt sich derart bedrängt, dass er nach der Polizei ruft – zu seinem Pech, denn die hält ihn für den Schuldigen. Zu aller Schreck kreuzt auch noch die Feldmarschallin auf, die das ganze als „Wienerische Farce“ bezeichnet, den Spuk für beendet erklärt und Ochs heim schickt. Der möchte von seiner erlechzten Mitgift nicht lassen, verschwindet aber blitzschnell, als Wirt, Kellner, Musikanten und seine Exfrau mit den drei Kindern ihren Lohn verlangen.

Die Feldmarschallin sieht als gekommen, was sie schon im 1. Akt befürchtet hat, dass sie Octavian an eine Jüngere verliert. Octavian ist hin- und hergerissen zwischen beiden Frauen. Die Feldmarschallin muss ihn Richtung Sophie schubsen. Somit hat Sophie die Verwandtschaftsverhältnisse nicht umsonst auswendig gelernt.



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Der Rosenkavalier – Oper mit Musik von Richard Strauss.

Das Libretto schrieb Hugo von Hofmannsthal in der Originalsprache deutsch. Die Oper spielt in Wien um 1740. Die Uraufführung fand am Januar 1911 in Dresden statt und begeistert seitdem das Publikum weltweit. Die Spieldauer beträgt ca. 3 3/4 Stunden.
„Der Rosenkavalier“ ist eine Oper, die nicht nur unterhält, sondern auch informiert und zum Nachdenken anregt. Sie zeigt uns auf humorvolle Weise die Absurditäten des alten Adels und die Herausforderungen der neureichen Gesellschaft. Die Musik von Richard Strauss verleiht der Handlung eine besondere Tiefe und Emotion, die das Publikum in ihren Bann zieht.

Personen:

Die Feldmarschallin Fürstin Werdenberg (Sopran), Der Baron Ochs auf Lerchenau (Bass), Octavian, genannt Quinquin, ein junger Herr und Vetter der Feldmarschallin (Mezzosopran), Herr von Faninal, ein reicher Neugeadelter (Bariton), Sophie, seine Tochter (Sopran), Jungfer Marianne Leitmetzerin, die Duenna (Sopran), Valzacchi, ein Intrigant (Tenor), Annina, seine Begleiterin (Alt), Ein Polizeikommissär (Bass), Der Haushofmeister der Marschallin (Tenor), Der Haushofmeister bei Faninal (Tenor), Ein Notar (Bass), Ein Wirt (Tenor), Ein Sänger (Tenor), Eine Modistin (Sopran), Ein Tierhändler (Tenor), Drei adlige Waisen (Sopran, Mezzosopran, Alt), Vier Lakaien der Marschallin (2 Tenor, 2 Bass), Vier Kellner (1 Tenor, 3 Bass), Ein Gelehrter, ein Flötist, ein Friseur, dessen Gehilfe, eine adlige Witwe, ein kleiner Neger, Lakaien, Küchenpersonal, Gäste, Musikanten, Wächter, Kinder, verschiedene verdächtige Gestalten


Der Rosenkavalier: Vielfältige Inszenierungen von klassisch bis modern

Diese Oper wurde in unterschiedlichen Inszenierungen an großen und kleinen Opernhäusern aufgeführt. Sie wurde im Fernsehen und im Internet gezeigt. Die Aufführungen spannen den Bogen von klassisch bis modern und begeistern mit ihren Kostümen und Bühnenbildern.
Lassen Sie sich von dieser außergewöhnlichen Oper verzaubern und tauchen Sie ein in die Welt des alten Wiens. Erleben Sie die faszinierenden Charaktere, die mit ihren Geschichten und Emotionen das Publikum berühren. „Der Rosenkavalier“ ist eine Oper, die leicht verständlich ist und sowohl Opernliebhaber als auch Neulinge begeistert.

Der Rosenkavalier aus der Bayerischen Staatsoper

Rosenkavalier Bayerische Staatsoper – nach 40 Jahren erscheint eine neue Inszenierung in der Regie von Barrie Kosky. Es dirigiert der kommende Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski.

Rosenkavalier bayerische Staatsoper – Dirigent Vladimir Jurowski © Matthias Creutziger
Der bekannte russische Dirigent Vladimir Jurowski hat die musikalische Leitung der Neuinszenierung von Richard Strauss‘ „Der Rosenkavalier“ übernommen.
© Matthias Creutziger

Rosenkavalier Bayerische Staatsoper – bis 19.4.2021 online

Rosenkavalier Bayerische Staatsoper - M. Petersen c) W. Hösl
Rosenkavalier Bayerische Staatsoper – Marlis Petersen (Die Feldmarschallin)
c) W. Hösl

Die Partie der Marschallin übernimmt die Sopranistin Marlis Petersen. Sie kennt den „Rosenkavalier“ sehr gut, allerdings in der Rolle des Oktavian. Die Rolle der Marschallin singt sie zum ersten Mal.

Rosenkavalier Bayerische Staatsoper – der neue Blick auf die Figuren

Rosenkavalier Bayerische Staatsoper - M. Petersen S. Hankey c) W. Hösl
Rosenkavalier Bayerische Staatsoper – Marlis Petersen (Die Feldmarschallin), Samantha Hankey (Octavian)
c) W. Hösl

Die Marschallin hat nichts mit der ehrwürdigen Dame zu tun, die sie kraft ihrer Stellung sein könnte. Sie ist vielmehr eine lebenslustige Mittdreißigern, die nichts anbrennen lässt – sexy durch und durch. Kein Wunder, dass der aufblühende Oktovian begeistert ist von seiner ersten großen Liebe.

Rosenkavalier Bayerische Staatsoper - C. Fischesser S.Hankey M.Petersen c) W.Hösl
Rosenkavalier Bayerische Staatsoper – Christof Fischesser (Der Baron Ochs auf Lerchenau), Samantha Hankey (Octavian) Marlis Petersen (Die Feldmarschallin) c) W.Hösl

Oktavian verdreht als knackiges Kammermädchen mit heißen Kurven dem Ochs gehörig den Kopf.

Neuer Blick auf die Zeit

Rosenkavalier Bayerische Staatsoper - K.Konradi c) W.Hösl
Rosenkavalier Bayerische Staatsoper – Katharina Konradi (Sophie)
c) W.Hösl

Die Zeit spielt im Rosenkavalier eine große Rolle. Sophie verbrachte die meiste Zeit ihres Lebens im Kloster und hofft jetzt auf eine bessere an der Seite eines liebenden Gatten. Die Marschallin sieht in einem Durchhänger ihre Zeit als begehrenswerte Frau davonlaufen.

Nicht nur hören, ebenso wichtig ist das Sehen

Rosenkavalier Bayerische Staatsoper - K. Konradi S. Hankey c) W. Hösl
Rosenkavalier Bayerische Staatsoper – Katharina Konradi (Sophie), Samantha Hankey (Octavian)
c) W. Hösl

Pompös sieht es im Hause der Feldmarschallin aus, gewachsener Adel mit Dienern im Livree. In der Villa des neureichen Herrn von Faninal (Johannes Martin Kränzle) ist von allem etwas zu viel da. Der Gastraum, in dem der Herr Baron Ochs auf Lerchenau eins aufs Dach bekommt, wirkt auf den ersten Blick spartanisch – wie gesagt, auf den ersten Blick.

Rosenkavalier – Information der Bayerischen Staatsoper

Barrie Kosky inszeniert „Der Rosenkavalier“ an der bayerischen Staatsoper. Der flamboyante Regisseur schreckt vor Denkmälern bekanntlich nicht zurück. Eine Neuproduktion unter der musikalischen Leitung des designierten Generalmusikdirektors Vladimir Jurowski. Star-Sopranistin Marlis Petersen debütiert als Marschallin.
„Der Rosenkavalier“ markiert einen Höhepunkt in der Zusammenarbeit von Richard Strauss mit seinem Librettisten Hugo von Hofmannsthal. In einer fantasierten Welt des Rokoko zur Zeit der Kaiserin Maria Theresia im 18. Jahrhundert in Wien setzt das Stück sein „Spiel im Spiel“ an.
Die Feldmarschallin Fürstin Werdenberg sieht die Liaison mit ihrem jungen Liebhaber Octavian dahinschwinden. Sie schickt ihn als Rosenkavalier im Auftrag ihres Vetters Baron Ochs auf Lerchenau zur Brautwerbung. Auserkoren ist die reiche neuadelige Sophie von Faninal. Nach der ersten Begegnung mit Sophie weiß Octavian, dass er nun in eigener Sache um die junge Braut wirbt. Die geplante Verbindung zwischen Sophie und dem Baron von Ochs beginnt er nun geschickt zu verhindern.
Strauss´ Musik konterkariert das verwickelte Personengeflecht von Hofmannsthal auf kongeniale Weise. Historische Kompositionstechniken zitierend, perfektioniert er dabei den eigenen Stil. So entsteht eine Zeitreise in menschliche Tiefen, die Vergangenes mit Vergehendem permanent in Beziehung setzt und über die unerbittliche Zeit als „ein sonderbar Ding“ reflektiert.

Rosenkavalier – Information vorab im Video

Rosenkavalier Bayerische Staatsoper - M. Petersen C. Fischesser S. Hankey c) W. Hösl
Rosenkavalier Bayerische Staatsoper – Marlis Petersen (Die Feldmarschallin), Christof Fischesser (Der Baron Ochs auf Lerchenau), Samantha Hankey (Octavian)
c) W. Hösl

Wer sich vorher informieren möchte, findet im Video Der Rosenkavalier den eigenen Blick vom Regisseur Barrie Kosky auf die Oper. Dem zukünftigen Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski liegt die genaue Wiedergabe am Herzen. Die „Marschallin“ Marlis Petersen freut sich darauf, die reiferen Frauen zu spielen. Christoph Fischesser spielt den „Ochs“, mit dem so manche Rosenkavalier-Aufführung steht und fällt. Samantha Hankey (Octavian) und Katharina Konradi (Sophie) übernehmen die „jungen“ Rollen

Rosenkavalier Premiere aus der Bayerischen Staatsoper am 21.03.2021

Der Rosenkavalier – Oper von Richard Strauss – aus der Bayerischen Staatsoper
arte-TV-Ausstrahlung Online verfügbar vom 21. März 2021 bis 19. April 2021
Staatsoper-TV-Ausstrahlung Rosenkavalier
Sonntag, 21. März 2021 um 15.30 Uhr Erstausstrahlung
Vorschau Video
Podcast Rosenkavalier

Der Rosenkavalier: 3sat TV in ZDFkultur

ZDFkultur informiert: Auch in Zeiten von coronabedingt geschlossenen Theatern und Museen muss Kultur nicht zu kurz kommen. ZDFkultur bringt sie direkt ins Haus.

Samstag, den 21. März 2020 Der Rosenkavalier um 20.15 Uhr in 3sat

In voller Länge ist die Oper „Der Rosenkavalier“ zu sehen – in einer Inszenierung von André Heller an der Berliner Staatsoper. Das wird mit Sicherheit eine fantasievolle Vorstellung, denn so viel Kreativität braucht nach Film, Zirkus, Varieté, Gartenarchitektur, Theater wieder einmal ein Ventil -> André Heller

Kennen Sie ie Reihe „Oper für Ungeduldige“?

Der Komponist und Pianist Moritz Eggert erzählt Operngeschichten. Kurz, bündig und höchst unterhaltsam fasst er in wenigen Minuten die wichtigsten Handlungsstränge zusammen. Diesmal widmet er sich im Schnelldurchlauf dem „Rosenkavalier“ von Richard Strauss

ZDFkultur "Oper für Ungeduldige", Moritz Eggert
Webvideoreihe zeigt Klassiker in zwei Minuten „Oper für Ungeduldige“, Moritz Eggert

Der Rosenkavalier: 3 Minuten für den Inhalt – 3 3/4 Stunden Musik

Ganze drei Minuten für den Rosenkavalier benötigt Moritz in der Reihe „Oper für Ungeduldige“. Das schafft nur ein geübter Schnellsprecher. Eine Gaudi für die Sympathisanten von Poetry Slams- witzig, kurz und bündig.
Wer den Inhalt vom Rosenkavalier lieber in Ruhe lesen möchte, wird hier fündig -> Inhalt /Handlung: Der Rosenkavalier

Der Rosenkavalier in der Staatsoper Stuttgart

Der Rosenkavalier von Richard Strauss: Extraordinäre Sänger, Kostüme, Bühnenbild – ordinäre Inszenierung.
Nix da mit knisternder Erotik in diesem Rosenkavalier – dafür plumpe Kopulationsszenen en masse. Erinnerung an die Inszenierung und Aufführung in der Stuttgarter Staatsoper.

primitive Kunst
Verirrter Lerchenauerischer

Die Feldmarschallin Christiane Iven – Matronenfigur und graue Haare – sitzt an ihrem Schminktisch und schaut in den Spiegel. Vor lauter Wut über ihr Spiegelbild schlägt sie hinein, dass die Scherben krachen. Anschließend lässt sie sich im Traum von primitiven Waldschraten mit überdimensionalen primären Geschlechtsmerkmalen umgarnen und vergewaltigen. Die alternde Frau, die ihre Reize dahinschmelzen sieht, verödet bei Stefan Herheim zu einer Prostituierten. Sogar der kleine Mohr bedient sie mit entblößtem Geschlechtsteil – auch von hinten!

Es ist unnötig, über diese Inszenierung noch Worte zu verlieren. An diesem Rosenkavalier hat Stefan Herheim sich verhoben. Von Frauen versteht er nichts. Peinlich.

Halten wir und an das Erfreuliche.
Das Erfreulichste in dieser Vorstellung ist für mich Mojca Erdmann. Ihre Stimme stimmt, ebenso Figur, Alter, Mimik und Gestik. Sie verkörpert die Idealbesetzung für die Sophie, die grazile siebzehnjährige Braut, die gerade aus dem Kloster gekommen ist und sich darauf freut, mit einem Baron verheiratet zu werden. Ihre angenehm zarte Stimme klingt gleichbleibend zierlich, obwohl sie das ganze Staatsorchester übertönt.
Octavian wird traditionell als Hosenrolle mit einer Frau besetzt. Marina Prudenskaja trifft mit ihrem Octavian sowohl von Stimme als auch Figur den siebzehnjährigen Jungspund. Diese Rolle könnte ich mir – nach dem Erlebnis der drei Countertenöre – auch mit einem Mann besetzt vorstellen, vorausgesetzt, er passt vom Typ her.
Die drei stimmgewaltigen Erzkomödianten – Herr von Faninal Karl-Friedrich Dürr, Polizeikommissar / Notar Mark Munkittrick, Haushofmeister Marshallin / Haushofmeister Faninal / Wirt Heinz Göhrigfestigen das Gerüst, mit dem nichts schief gehen kann. Jungfer Marianne Leitmetzerin Michaela Schneider bildet ein gutes Gegengewicht zu Herr von Faninal Karl-Friedrich Dürr, was bei seiner Bühnenpräsenz nicht so einfach ist. Baron Ochs von Lerchenau  Lars Woldt geht in seiner Rolle auf, ebenso Valzacchi  Torsten Hofmann und Annina Carola Guber.

Das Staatsorchester unter der Musikalische Leitung von Manfred Honeck lässt die Wiener Walzerse-e-e-ligkeit aufleben.

Der Rosenkavalier: Wenn der Pudel mit der Wanze und die Henne mit dem Hahn…

Zusammen mit den Bühnenbild von Rebecca Ringst und den Kostümen von Gesine Völlm wird es zu einem Erlebnis – wenn auch mit Wermutstropfen.

Herr von Faninal, der eitle, prahlerische Beau, bekommt von Gesine Völlm ein Hahnenkostüm verpasst.

Vorn eine runde Geflügelbrust, hinten einen dicken Sterz, auf dem Kopf einen roten Hahnenkamm. Karl-Friedrich Dürr verkörpert diese Figur mit Würde, während er stolziert und singt – ganz Gockel. Als Glucke passt Jungfer Marianne Leitmetzerin Michaela Schneider mit rotem Hennenkamm hervorragend zum Hahn Friedrich Dürr und auch zu ihrer Rolle als Beschützerin der jungen Sophie.

Rosenkavalier mopst sich

Tierische Gesellschaft von Wanze bis Pudel

Mit einem Schild auf dem Rücken buckelt der Valzacchi Torsten Hofmann wie eine Riesenwanze. Seine Hände und Ellenbögen verbinden sich wie Marionetten mit zwei weiteren Krabbelkäferfüssen. Bei jeder Armbewegung nach oben, unten rechts und links gehen synchron zwei weitere Füsse mit. Seine Gefährtin Annina Carola Guber mit geschminktem Affengesicht, gekleidet wie früher die Tanzäffchen auf den Leierkästen. Tierisch geht es zu im Rosenkavalier, wie zum Beispiel der Strauss (hört der etwa auf den Namen Richard?) , der ein Ei legt, das der Feldmarschallin Christiane Iven auf den Kopf gesetzt wird; oder Polizeikommissar Mark Munkittrick als schwarzer Pudel, der im Takt mit dem Ponpon-Schwanz wedelt.

Der primitive Baron Ochs von Lerchenau Lars Woldt trägt seinen spärlichen Haarkranz kokett zu zwei Hörnern geformt zum diabolischem, roten Anzug. Im Rokokokostümchen eines Kavaliers gleicht Octavian Marina Prudenskaja einer Porzellanfigur, ebenso wie Sophie Mojca Erdmann im puderfarbenen Rokokokeid. Ein Überbleibsel/Mitbringsel aus dem ersten Akt des Bayreuther Parsifals scheint der geflügelte Sänger Bogdan Mihai zu sein.

Gesine Völlms überschäumende Fantasie und Kreativität zeigt sich in den Massenszenen.

Mir kommt sogar der Verdacht, dass die Statisten nur eingesetzt werden, um ihre wunderschönen Kostüme zu zeigen. Die Lakaien-Livree hat, von Hals bis Fuss, vorn und hinten die gleiche Einteilung. Vorn lässt die Perücke ein Gesicht frei und hinten einen Schafkopf. Je nach Situation wenden sich die Lakaien und wirken entweder höflich oder animalisch – super Idee.

Bühnenbild von Rebecca Ringst

Die kreisrunde Bühne, die an einen überdimensionalen Reifrock erinnert, lässt die Zuschauern hineinschauen. Mal stellt sie einen geschlossenen Raum dar, mal wird sie durch ein breites Sternenband rechts und links zum Universum vergrössert.

Im Schlafzimmer der Feldmarschallin Christiane Iven bestehen die Wände aus einer durchgehenden Allegorie im Rokokostil – eine Massensexszene – die wahrscheinlich auf ein Bordell hindeuten soll. Vielleicht ist damit auch die Freizügigkeit gemeint, wie der Regisseur sie sieht. In der Wirtshausszene öffnen sich die Wände und zeigen an Tischen ein Varietee-Publikum, das auf eine runde Tanzfläche schaut und sich die Vorstellung ansieht. Auf dem Höhepunkt drehen sich selbst diese Tische. Als besonderer Gag muss unbedingt noch der Abgang des Barons Ochs von Lerchenau Lars Woldt erwähnt werden. Er entschwindet nach oben wie eine Rakete – mit dem sprühenden Feuer einer Wunderkerze unterm Hintern.

Mein Tipp: Unbedingt anschauen und auch auf  Details achten – es lohnt sich!
Unbedingt die hervorragenden Stimmen der Sänger sowie das exzellente Staatsorchester unter der Leitung Manfred Honeck hören – es lohnt sich!

Der Rosenkavalier mit Musik von Richard Strauss, Libretto: Hugo von Hofmannsthal, Inszenierung und Aufführung 2009 in der Stuttgarter Staatsoper.

Musikalische Leitung Manfred Honeck
Regie Stefan Herheim
Bühne Rebecca Ringst
Kostüme Gesine Völlm
Licht Olaf Freese
Chor Michael Alber
Kinderchor Johannes Knecht
Dramaturgie Xavier Zuber

Besetzung
Feldmarschallin Christiane Iven
Baron Ochs von  Lerchenau Lars Woldt
Octavian Marina Prudenskaja
Herr von Faninal Karl-Friedrich Dürr
Sophie Mojca Erdmann
Jungfer Marianne Leitmetzerin Michaela Schneider
Valzacchi Torsten Hofmann
Annina Carola Guber
Polizeikommissar / Notar Mark Munkittrick
Haushofmeister Marshallin / Haushofmeister Faninal / Wirt Heinz Göhrig
Ein Sänger Bogdan Mihai

Drei adlige Waisen
Isolde Daum / Anke Maurer,
Cristina Otey / Martina Langenbucher,
Gudrun Wilming / Regina Friedek-Maciolek
Eine Modistin Karin Horvat
Ein Tierhändler Alois Riedel
Vier Lakaien Peter Schaufelberger, Urs Winter, Henrik Czerny, Siegfried Laukner Vier Kellner Rüdiger Knöß, Tommaso Hahn, Ivan Yonkov, Daniel Kaleta
Hausknecht Ulrich Frisch
Leopold Thomas Schweiberer

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